Die Geschichte des Akademischen Segler-Vereins

Der ASV ist einer der ältesten Segelvereine Deutschlands mit einer bewegten Geschichte. Er gehört zu den Begründern des Hochseesegelns in Deutschland und ist dieser Tradition bis heute verpflichtet.

Mit seinen Seeschiffen hat der Verein seit 1886 mehr als 500.000 Seemeilen zurückgelegt - das entspricht einer Distanz von 23mal rund um die Erde.

1886 - 1892

1886 bis 1892

Zehn Studenten der Königlich Technischen Hochschule zu (damals noch) Charlottenburg gründen am 7. Januar 1886 den Akademischen Segler-Verein. Der Rektor der Hochschule bestätigt die Gründung vier Tage später.

Der Verein konzentriert sich von Anfang an auf drei wesentliche Prinzipien:

  • das Segeln auf vereinseigenen Schiffen,
  • die Ausrichtung auf das Hochseesegeln und
  • das Lebensbundprinzip, also die lebenslange Mitgliedschaft unserer Mitglieder.

Nicht zuletzt durch das Lebensbundprinzip kommt deutlich zum Ausdruck, dass sich der ASV als eine studentische Verbindung begriff. Dass jedoch Sport (und insbesondere Segelsport) das verbindende Element sein sollen, ist zur damaligen Zeit mehr als ungewöhnlich in der Berliner und auch in der deutschen Korporations-Landschaft.

Der junge und noch recht kleine Verein vollbringt schon sehr früh sehr beachtliche seglerische Leistungen. 1888 erreicht das erste hochseetaugliche Schiff des Vereins, der "Matador", als erste deutsche Segelyacht Stockholm.

Im gleichen Jahr begründet der ASV zusammen mit neun anderen Vereinen den Deutschen Segler-Verband (DSV).

Ab Sommer 1892 steht die "Prosit I" in Diensten des ASV.

1892 - 1905

1892 bis 1905

1896 kauft der Verein - nach einigen wechselnden Unterkünften am Stößensee - das Grundstück an der Scharfen Lanke, bis heute das Zuhause des Vereins. Zu dieser Zeit steht noch ein kleines und etwas baufälliges Fachwerkhäuschen darauf, das den steigenden Ansprüchen aber bald nicht mehr genügt.

Ein Jahr darauf verkauft der ASV die "Prosit" und beschließt die Anschaffung von "Prosit II". Der Neubau erfolgt nach dem Entwurf und auf der Werft des ASVers Max Oertz, der später die kaiserlichen "Meteor"-Yachten bauen wird. 1898 wird das Schiff in Dienst gestellt.

1905-1919

1905 bis 1919

Nachdem der preußische Staat 1905 entschieden hat, für den weiteren Verlauf der Heerstraße keine Brücke am Weinmeisterhorn zu bauen (so wäre die Scharfe Lanke von der Havel abgeschnitten und ein Seglerhaus damit unbrauchbar geworden), beschließt der ASV den Bau eines Seglerhauses. Von AH Johannes Steinbrück entworfen wird das Seglerhaus im Jahr darauf fertig gestellt und feierlich eingeweiht.

Im gleichen Jahr kauft der Verein auch noch zwei Häuser im Zentrum, und zwar in der Englischen Straße; eins davon dient dem Verein - auch durch die Nähe zur Hochschule - als Stadthaus, in dem sich die Studenten zum Mittagstisch und auch sonst zu geselligen Zusammenkünften treffen.

Rückblickend sind die ersten 25 Jahre des ASV von der Gründung bis zum Ersten Weltkrieg eine Zeit voller Dynamik; als Student ist man Teil des aufstrebenden Kaiserreichs und gehört zur gesellschaftlichen Elite; die wirtschaftliche Entwicklung ist atemberaubend, und nur vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass der ASV alle diese Projekte und Neuanschaffungen erfolgreich bewältigen und durchführen kann.

1914 erteilt der Verein der Neptun-Werft in Rostock den Auftrag zum Bau von "Prosit III". Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verzögert sich der Neubau aber zunächst. Eine große Zahl von Studenten rückt sogleich zum Militärdienst ein. Dadurch kommt das aktive Vereinsleben fast zum Erliegen; Neuaufnahmen finden während des Krieges kaum noch statt. Die "Kriegsnachrichten" des ASV geben ein bewegtes Bild von dem Krieg und seinen Auswirkungen.

1919 stellt die Werft den Bau von "Prosit III" schließlich fertig. Das Schiff gelangt über die Oder in einer waghalsigen Aktion nach Berlin.

1919-1944

1919 bis 1944

Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs nimmt die Entwicklung des ASV einen neuen Anfang. In den Jahren nach 1919, den Anfangsjahren der Weimarer Republik, werden insgesamt 47 Studenten neu aufgenommen. Diese Zahl ist für sich genommen schon beachtlich. Jedoch steckt darin auch die Tatsache verborgen, dass es zunächst große Differenzen zwischen der kriegserfahrenen Frontgeneration und den neu hinzugekommenen Aktiven gibt. Das gemeinsame Interesse am Segeln lässt diese unterschiedlichen Erfahrungshorizonte jedoch bald in den Hintergrund treten.

"Prosit III" unternimmt in den 20er Jahren zahlreiche Seereisen auf Ostsee, Nordsee, Skagerrak und Kattegat. Was für heutige Zeiten normal scheint, sprengt damals den Horizont eines normalen Studenten.

Ab 1933 wird zunehmend deutlich, dass der NS-Staat alle Sportvereine und Verbindungen unter seine Kontrolle bringen will. Studentische Verbindungen sind gezwungen, sich in die NS-Volksgemeinschaft einzupassen. Durch die gleichzeitige Mitgliedschaft im ASV e.V. und der neu gegründeten Kameradschaft "Ernst Lehmann" im NS-Studentenbund (benannt nach dem ASVer Ernst Lehmann, der im Mai 1937 bei der Explosion des Zeppelins "Hindenburg" in Lakehurst/USA ums Leben gekommen war) gelingt es dem Verein als einer der wenigen Korporationen, seinen Charakter als Sportverein und Verbindung zu bewahren und der Auflösung zu entgehen.

Bis in das Jahr 1944 segeln die ASVer noch aktiv auf der Havel; schließlich legt der auf Berlin vorrückende Frontverlauf bald jegliche sportlichen Aktivitäten im ASV lahm. Das Stadthaus in der Englischen Straße wird bereits 1943 durch einen Fliegerangriff völlig zerstört. Im August 1944 erleidet auch das Seglerhaus Zerstörungen durch mehrere Luftangriffe; die Brandbomben können aber jedes Mal rechtzeitig gelöscht werden. Die letzten Kriegstage der Schlacht um Berlin sind durch ein im Archiv vorhandenes, von AH Rosemann verfasstes Protokoll eindrucksvoll dokumentiert.

1945-1952

1945 bis 1952

Ansegeln 1952 auf Walross I

Nach Kriegsende gibt es in Berlin bald wieder Kontakte und erste Zusammenkünfte der Überlebenden. Die Alliierten frieren das Vereinsvermögen ein und konfiszieren die Schiffe bis auf eine Jolle. Die britische Besatzungsmacht beschlagnahmt das Seglerhaus für eigene Zwecke.

ab 1953

1953 bis heute

Mit der Übernahme des Seglerhauses 1952 verbessern sich die Voraussetzungen für den einsetzenden Wiederaufbau des Vereins, obwohl sich Berlin in der Nachkriegszeit stark verändert und zur Frontstadt im Kalten Krieg wird. Wegen der Insellage verlassen viele junge Mitglieder die Stadt meist sofort nach Abschluss des Studiums aus beruflichen Gründen.

1957 kauft der Verein ein Stahlschiff und nennt es in "Walross II" um; die Finanzierung erfolgt durch den Verkauf des alten "Walross I" und des Grundbesitzes Englische Straße.

1963/64 führt der Verein mit dem Anbau die bauliche Erweiterung des Seglerhauses durch: Unter anderem bekommt das Haus einen neuen Saal sowie ein Wohnheim für sechs Studenten.

1969 stellt der Verein den Neubau "Prosit IV" in Dienst. Das Schiff dient - bis heute - der Ausbildung auf der Havel. Es ist das größte Segelschiff Berlins.

1972: "Walross II" unternimmt eine Spitzbergenreise, die mit dem Schlimbach-Preis ausgezeichnet wird.

1974 kauft der ASV die 55er Swan "Jan Pott" und tauft sie in der Tradition seiner Seeschiffe "Walross III". Das Hochseesegeln im Verein nimmt völlig neue Dimensionen an: zwei Jahre später segelt der ASV zur 200-Jahr-Feier der USA erstmals über den Atlantik und zurück.

1975 beschließt der Verein die sogenannte Mädchenaufnahme, mit der ab sofort auch Frauen im ASV aufgenommen werden können.

1981/82 segelt "Walross III" als einzige deutsche Yacht im Whitbread-round-the-World-Race mit; 1987/88 sind Schiff und Crew die Botschafter Berlins zur 200-Jahr-Feier Australiens.

1992 nimmt das Schiff an der Columbus-Regatta teil. Neben den ständigen Seereisen auf Nord- und Ostsee segelt das "Walross" erneut in den Jahren 1999/2000 und 2002/2003 über den Atlantik in die Karibik und über Nordamerika wieder zurück nach Europa.

Das Archiv

Noch Fragen? Der ASV besitzt ein umfangreiches Archiv, das über die Geschichte des Vereins und den Beginn des Segelsports in Berlin und Deutschland Auskunft geben kann.

Kontakt: archiv(at)asv-berlin.de
Text: Ivo Schuppe
Abbildungen: Alle Fotos und Dokumente stammen aus dem Archiv des ASV.

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