Geschrieben von am 22. September 2024

Nachdem das Schiff den Weg über Färöer und Shetlands nach Bergen gekommen ist, soll es jetzt zügig zurück nach Deutschland. Unsere Etappe von Bergen über Göteborg und Kopenhagen bringt das Walross in zwei Wochen bis nach Kiel - solange der Wind mitspielt.

Nach der Übergabe wird deshalb viel gerechnet. Es ist so wenig Wind angesagt, dass es bereits am Sonntag losgehen muss. Ein kurzes Ziel wird es geben: Bekkjarvik.

Wir starten früh ins Wachsystem, da für tags darauf der lange Schlag nach Göteborg geplant ist. Nach 20 Meilen in den Schären können wir tatsächlich auch am Wind kreuzen. Ein weiterer Segler ist auf selbem Kurs, das bedeutet: wir haben ein Matchrace. Kein Grad in der Wende wird verschenkt, die Genua besetzen wir mit vier Personen, und das Groß ist in voller Besegelung optimal getrimmt.

Nach sechs Kreuzschlägen liegen wir endlich vorne und kommen als Erste im Hafen an. Das Anlegebier wird etwas zu froh geöffnet und die selbst ernannte Wache "Brusthaar", geführt von Wachführer Jonathan, ist mit der Regattaleistung zufrieden und stößt frühzeitig darauf an. Die hervorragende Lasagne analysieren wir intensiv und definieren sie durch die entsprechenden Studierenden aus Architektur, Bauingenieurwesen und Maschinenbau korrekt als Verbundnudel. Die Lagebesprechung ergibt, dass am nächsten Morgen nach Anlegetraining und Tanken der nächste Stopp Göteborg sein wird.

Die Steuerbordwache von Celestina legt los: volle Besegelung und den Spi direkt gezogen. Leichte Winde aus Nord sorgen für eine angenehme Fahrt. Wir wechseln gelegentlich zwischen Spi und Code, aber mehr des Nachteinbruches wegen als der Windrichtung. Im Skagerrak geht uns der Wind aus und dreht anschließend auf die Nase, es ist also Tempo angesagt. Durch vorherige "Schädigung" einiger Crewteile herrscht Panik vor Ostwind in der Westwindzone. Es ist eine merkwürdige Fixierung auf einen Halt in Skagen auszumachen. Dies können wir zum Glück vermeiden. Bis 12kn schafft die Logge am Tag, ein Durchschnitt von 7kn lässt sich auf direktem Kurs halten. Aber auf Höhe Kristiansand geht der Wind dann doch aus und der Motor startet.

Jetzt dreht die Crew langsam durch. Wir halten uns bei Laune zunächst mit einer Lesung von Carlo, inklusive Audiokommentar von Carlo, zu Thomas Manns "Der Zauberberg", später mit Musik von 80s bis Skusis. Nur das Wachsystem treibt einige ins Bett.

Immerhin: Statt 18h Motor, wie berechnet, frischt es am Morgen doch auf und vertreibt den Nebel. Nach dem morgentlichen Jour-Fixe zur Kaffeequalität und dem Bilden einer Taskforce (Teamleitung Sylvia) kommt Wind achterlich mit Code, dann immer höher. Dank Meistertrimmer Carlo und dem eigens entwickeltem 7D-Holepunkt holen wir jede Höhe aus dem Segel und schaffen es ohne eine einzige Wende zur Ansteuerung.

Da wir so schnell sind, machen wir doch noch einen Stopp in Marstrand. Der Hafentag ist allen herzlich willkommen: es wird gekocht, gebadet, gewandert und der Sonnenuntergang vor den Schären beobachtet. Bordfotograf Fidelis sorgt schon die ganze Reise für tolle Bilder - hier ist das Licht nun nahezu perfekt.

Mittlerweile haben wir den 21. September und es geht zur Übergabestation Göteborg, wo Langzeit-Schiffer Burkhart nach vier Wochen das Schiff an Sven übergibt, der mit uns weiter bis nach Kiel fahren wird. Wichtiger Zwischenschritt: An- und Ablegetraining für alle. Es ist wieder kein Wind angesagt, also fahren wir durch das Fahrwasser in den Schären.

Herzlichen Dank für die fantastischen Fotos an Fidelis Nonnenbroich!

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