Endlich angekommen
Sicher in Island angekommen nutzen wir den ersten Hafentag in Husavik um klar Schiff zu machen. Mangels Facilities im Hafen lädt das örtliche Freibad mit beheizten Whirlpools und Wasserrutsche zum ausgiebigen Baden. Darüber hinaus widmen wir uns der Beantwortung der Frage: „Wie viele ASVer passen gleichzeitig in eine Wasserrutsche?“
Vergiss nicht, in jedem Pessimisten steckt ein wahrer Optimist.
Der kleine Ort ist schnell erkundet und ein Spaziergang führt uns durch die umliegenden Natur, samt Bergsee und schöner Aussicht.
Am nächsten Tag lädt uns ein Landausflug zu den Godafoss Wasserfällen, die sich mit dem Bus erreichen lassen. Der touristisch gut erschlossene Ort lässt die beeindruckenden Wasserfällen von allen Richtungen gut erkunden und wir freuen uns, als wir auf dem Aussichtspunkt zwischen zwei großen Kreuzfahrt-Reisgruppen etwas Ruhe haben. Am Abend sind wir zurück in Husavik und genießen die verschiedenen Biersorten der lokalen Brauerei „Husavik Öl“.
Nach 2 schönen Tagen in Husavik und Umgebung verlassen wir den Hafen um Island weiter zu erkunden und die nächsten Etappen der Reise anzugehen. Am frühen Vormittag fahren wir daher zunächst ein Stück den Walbeobachtern hinterher um vor Verlassen der Bucht unser Glück bei den Tieren zu versuchen.
Rücken- und Schwanzflossen, sowie Fontänen lösen bereits in einiger Entfernung Jubelrufe bei der Crew aus. Schnell macht sich bemerkbar, dass die Sichtungen immer näher kommen. Wir mutmaßen, dass Walross unter Segeln eine angenehmere Gesellschaft ist als die kommerziellen Whale-Watching-Boote und wir passen unseren Kurs den Tieren an. Wir bekommen mehr und mehr einen guten Blick auf die Tiere, die wir nun problemlos als Buckelwale identifizieren können. Um uns herum scheinen sich nun 2 oder 3 Tiere aufzuhalten und die Crew kommt auf ihre Kosten, als ein Wal direkt mittschiffs neben Walross auftaucht und eine hervorragende Beobachtung erlaubt.
Bedenke: Manchmal ist Wasser näher, als du denkst.
Nach zwei aufregenden Stunden haben wir uns noch lange nicht sattgesehen, aber die Speicherkarten in unseren Kameras sind erst einmal voll und der Plan für die nächsten Etappen steht an. Wir setzen die G4 und verlassen die Bucht von Husavik. Außerhalb der Abdeckung erwarten uns achterliche Winde mit 20 Knoten plus und unter dem Steuer des jüngsten Crewmitglieds zeigt die Logge über 14 Knoten Fahrt durchs Wasser als Tagesrekord.
Als wir in der Abdeckung des nächsten Fjords durchschnaufen können kommt unser Tagesziel, die Insel Hrisey in Sicht. Ein beliebter Ferienort unter Isländern und bekannt für die große und vielfältige Vogelpopulation.
Ein solcher Tag verlangt nach einem gebührenden Abendessen und in bequemer Liegeposition am Steg von Hrisey findet sich schnell ein Konsens: Heute ist Burger-Abend! Aus allerlei Bohnen, Hafer und was die Pantry noch so her gibt werden Patties gemischt und geformt, während in Pfannen und Schüsseln alle erdenklichen Toppings vorbereitet werden, die den Salontisch völlig ausreizen. Am Ende ist sämtliches Geschirr von Walross in Beschlag und ein üppiger Abwasch wirft seinen Schatten voraus. Zugleich ist sich die Crew aber sicher: Den besten Burger der Nordküste Islands findet man heute nur bei uns im Salon.
Als sich der Schiffer heldenhaft aus dem Fresskoma befreit um mit dem Aufräumen zu beginnen dringt bereits der Geruch frischen Mandelkuchens aus dem Ofen. Hierzu dient eine Lesung zur kulturellen Geschichte Islands als Unterhaltungs- und Bildungsprogramm.
Hrisey und der Fjord von Akureyri
Am nächsten Tag erkunden wir die kleine Insel im Fjord in kleinen Gruppen. Ausgewiesenen Wanderpfade zur Vogelbeobachtung führen rund um die Insel und lassen einen guten Eindruck über die lokale Tier- und Pflanzenwelt gewinnen. Am Nachmittag findet sich der Großteil der Crew noch einmal im lokalen Schwimmbad ein und wärmt sich im heißen Außenbecken und der Sauna mit
Blick über Fjord und Berge, bevor der Ableger ansteht. Für den Rest des Tages steht die Weiterfahrt tiefer in den Fjord nach Akureyri, Islands zweitgrößte Stadt, an.
Leider bleibt uns zum Abend hin der Liegeplatz im zentral gelegenen Sportboothafen verwehrt, da Walbeobachtungsboote den Außensteg mit genug Tiefgang belegen und alle anderen Plätze nicht genug Puffer für das anstehende Niedrigwasser haben. Daher verschiebt sich der ersehnte Anleger noch eine Weile, bis wir einen Platz im Industriehafen gefunden haben. Immerhin findet sich hier in nächster Nähe ein großer Supermarkt und wir nutzen die letzte Stunde vor Ladenschluss um unseren Proviant aufzustocken.
Akureyri präsentiert sich am nächsten Morgen bei besten Wetter und lädt zu einem Stadtrundgang ein. Wir erkunden gemütliche Cafés, das Kunstmuseum und anschließende Galerien und freuen uns im botanischen Garten über lange nicht gesehene Farben in den blütenreichen Beeten.
Zum Auslaufen am Nachmittag frischt der Wind auf und als wir entspannt aus dem Fjord hinaus segeln zeigt sich in einiger Entfernung noch einmal ein Buckelwal samt Schwanzflosse, kurz bevor auch ein paar Delfine das Walross für ein Stück begleiten.
Nutze deine Chance, wenn der Wind raumt.
Auf in die Westfjorde
Mittlerweile haben sich für den Nordwesten Islands starke Winde und Welle angekündigt und unser Plan sieht vor, in einem günstigen Zeitfenster vor dem Schwerwetter um die nordwestliche Spitze herum zu kommen um anschließend geschützt in einer Bucht zu ankern. Wieder zurück im Wachsystem werden wir beim Verlassen der Abdeckung bereits von über 30 Knoten empfangen und bei raumen Kursen fahren wir im zweiten Reff und Stagfock bereits bis zu 14 Knoten.
Flaute kann jeder, Wind muss man wollen.
Am nächsten Nachmittag ist die Crew erschöpft doch wir biegen in die Abdeckung der Fjorde nördlich von Isafjördur und steuern an malerischer Naturkulisse vorbei in die auf Karten studierte Bucht. Vorbei an den Ruinen einer alten Walfangstation und unzähligen Wasserfällen erreichen wir den designierten Ankerplatz, doch leider will der Anker auch im dritten Versuch nicht im Grund halten und trotz Abdeckung erreichen uns noch Winde von 25 Knoten und mehr. Plötzlich taucht eine 19 Meter große Krake auf und die Crew wird in einen Ringkampf bis tief in die Nacht verwickelt. Letztlich bringt die Strategie, jeder widmet sich einem Arm, den entscheidenden Vorteil im Kampf und wir entscheiden uns, die Bucht aufzugeben.
Sei die Winschkurbel für andere, die du selber gerne bräuchtest.
Zum späten Sonnenuntergang nehmen wir daher Kurs auf den Hafen von Isafjördur, der uns in der Nacht mit einer spannenden Ansteuerung über eine Reihe von Leuchtfeuern und Peilungen empfängt.
Nach der strapazierenden Überfahrt schläft die Crew bis zum Mittag des nächsten Tages und wir erkunden den kleinen Ort Isafjördur, der trotz seiner Abgelegenheit schöne Cafés, kleine Läden und Galerien zu bieten hat.
Im Hafen liegen ein paar Boote, da hier ein beliebter Absprungpunkt für die Überfahrt nach Grönland ist und wir kommen mit anderen Skippern ins Gespräch. Insgesamt fällt uns auf, dass das Segelrevier rund um Island wenig befahren ist und die Häfen, die wir ansteuern, eher auf Fischer als auf Segelboote ausgerichtet sind. Entsprechend mangelt es daher konsequent an den gewohnten Facilities, dafür sind die Liegeplätze vergleichsweise günstig.
Mara: Kam der Adapter aus der Hölle?
In der folgenden Nacht erreicht uns der Höhepunkt des Unwetters und kurzzeitig wehen Böen von 50 Knoten selbst im Hafenbecken. Der gemütliche Crewabend wird daher unterbrochen, als um Mitternacht Walross deutlich Lage bekommt und schnell Festmacher und Fender kontrolliert werden. Da wir im Päckchen liegen wird schnell noch alles ausgebracht was zur Hand ist um zwischen den Schiffen Abstand zu halten und wir kriegen die Situation schnell in den Griff. Kurz darauf ist der Spuk wieder vorbei.
Wir warten noch bis zum Nachmittag, dass sich auch die Bedingungen vor Island wieder beruhigen bis wir unsere Weiterfahrt nach Süden fortsetzen.
Der letzte Schlag
Als wir die Fjorde verlassen hat sich die Welle bereits zum größten Teil abgebaut und achterliche Wind lassen uns mit Freude in die Nacht segeln. Bald darauf werden die Bedingungen immer wechselhafter und ein Spiel aus Einreffen, Ausreffen, Segel bergen, Motor an, Segel wieder setzen stellt sich ein. Zwischen Flautenpoker und Rauschefahrt scheinen nur Momente zu liegen während wir uns an zerklüfteter Küste und Vulkanen vorbei arbeiten. Als Teil der Bootsmannsausbildung wird auch der Spi gesetzt, der dank rückwärts eingekuppeltem Motor kurz steht.
Wer sich die Schoki durchs Reffen verdient hat, erlebt wahre Zufriedenheit.
In der Bucht von Reykjavik verlässt uns der Wind zwischenzeitlich völlig, doch die Langeweile wird von vorbei ziehenden Finnwalen unterbrochen. Der schöne Sonnenuntergang und die ersten Sundowner seit längerer Zeit lassen darauf im Cockpit Gemütlichkeit aufkommen und gegen das monotone Geräusch des Motors werden dann noch die Liederbücher aus dem Niedergang gereicht. Als etwas später in der Dämmerung die Segel wieder gesetzt werden begleiten uns noch einmal Delfine. In etwas Entfernung springen sie im Bogen oder grüßen kurz aus unserer Bugwelle.
Mitten in der Nacht steuern wir auf Reykjavik zu und unmarkierte Schifferbojen lassen uns auf den letzten Meilen den Ausguck im Bug besetzen, als für einen Augenblick Nordlichter über dem Cockpit zu sehen sind. In den frühen Morgenstunden erreichen wir Reykjavik.
Den letzten Tag bis zum Crewwechsel nutzen wir zum klarieren und schauen uns Islands Hauptstadt an. Der Liegeplatz direkt am Opernhaus erlaubt uns touristische Erkundungen mit wenigen Schritten und wir gewinnen einen guten Eindruck von Reykjavik.
1370 Seemeilen liegen hinter uns und das selbstauferlegte Leid aus kalten Nachtwachen weicht bereits aus der Erinnerung. Dafür bleiben uns unvergessliche Eindrücke der Schönheit nördlich des Polarkreises und Islands. Schöne Seereise Ex.
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