24.06.2024 – Heute wollen wir früh los, denn wir wollen über 50 sm nach Kristiansund – eigentlich segeln, aber mit 3 kn Wind gegenan ist nicht gut segeln. Also laufen wir wieder unter Motor hinaus auf die offene See, die aber mangels Wind extrem ruhig ist. Aber es steht genug Altsee der letzten Tage, deren Schwell uns kräftig durchschaukelt, weshalb wir das Großsegel mit 2. Reff zur Stabilisierung setzen. Natürlich verhakt sich auch diesmal das Lazy Jack an einer Nock am Mast, so daß wir das Segel nicht beim ersten Mal gesetzt bekommen.
Das Wetter ist sehr kühl, anfangs 12°C, der Himmel bedeckt, gegen Mittag werden erste blaue Streifen sichtbar, am Nachmittag klart es immer weiter auf, und nachdem wir in Kristiansund festgemacht haben, können wir das Anlege-Bier bei Sonnenschein im Cockpit genießen.
Da der Schiffer durch wiederholte, spontane Frischfischeinkäufe den sorgfältig ausgetüftelten Speiseplan immer wieder durcheinandergewürfelt hat, komme ich erst heute dazu, meine Quiche Lorraine zuzubereiten. Besondere Herausforderung: Es gibt keine vernünftige Backform und keine Instrumente, um einen Teig auszurollen. Als Teigform muß eine Backpfanne für den Ofen herhalten, als Nudelholz dient Giselas Trinkflasche aus Glas. Die Teigfom lege ich über Kreuz mit Backfolie aus, so daß ich mit Eugens Hilfe die fertige Quiche entnehmen kann. Tatsächlich funktioniert das! Der Boden ist etwas dick und nicht ganz durch, aber der Rest ganz prima.
Dazu gibt meinen mitgebrachten Ribera del Duero. Und Rainer hilft mir, indem er einen Salat mit einer prima Soße macht. Große Zufriedenheit rundum.
25.06.2024 – Ausschlafen. Duschen. Brötchen holen, die Sonne scheint. Gemütlich frühstücken.
Danach gibt es viel zu tun. Curt und Ralph ziehen los und wollen Mittel zum Reparieren der Schrammen in der Außenhaut besorgen. Gisela und Helge gehen einkaufen. Eckhard besorgt (schon wieder!) frischen Fisch. Der Rest ist mit diversen Arbeiten am Schiff beschäftigt, nämlich alle Segel aus dem Vorschiff holen, auf dem Vorschiff ausbreiten und die Sitzbretter für das Beiboot suchen.
Mittags delektieren wir uns an dem schönen Räucherlachs, den Eckhard auch mitgebracht hat, danach geht es weiter. Curt und Ralph machen sich daran, vom Beiboot aus die Schrammen am Schiff auszubessern, wir räumen die Segel wieder weg, und Eckhard plant die Route nach Brekstad, etwa 70 sm. Und langsam bedeckt sich der Himmel. Und weil Ralph morgen von Bord muß (die Arbeit ruft!), gibt es heute ein vorgezogenes Käptensdinner.
Als wir kurz vor 19h zum Restaurant gehen, droht im Süden schon eine Regenwolke. Die kann uns nicht schrecken, denn wir sitzen im (geheizten) Wintergarten gut und trocken. Wir genießen Fisch & Chips, Muscheln und Burger mit begrenzten Mengen von Bier (0,4 l = NKR 115 = € 10!). Draußen prasselt inzwischen der Regen herunter. Als wir fertig sind, ist auch die Regenwolke draußen fast fertig; wir können so fast trocken zum Schiff zurückgehen.
26.06.2024 – Diesmal wieder früh aufstehen, denn wir haben einen langen Schlag von 70 sm vor uns. Kurz vor 7h legen wir – natürlich bei Regen – ab. Der lange Schlag wird wieder eine Dampferfahrt, denn wir haben den Wind genau auf die Nase, und das ändert sich erst so kurz vor Ende unserer Route, daß es sich nicht mehr lohnt, die Segel zu setzen.
Wir fahren jetzt durch breite Innenfahrwasser, das Panorama beidseits zeigt nur niedrige, abgeschliffene Hügel, auch im Hintergrund nur wenige, nicht spektakuläre Berge. Unterwegs treffen wir nur wenige Schiffe, einige sind allerdings bemerkenswert, wie z.B. ein halbfertiges, ziemlich großes Arbeitsschiff, das von zwei Schleppern gezogen wird – einer vorne, einer hinten. Auch ein Schiff der Hurtigruten, die "Nordlys", kommt uns entgegen.
Im Laufe des Tages frischt der Wind auf, leider immer noch entgegen, und der Himmel klart auf. Wir pellen uns langsam aus dem Ölzeug, und als am Nachmittag wieder die Sonne scheint, können wir sogar die Pullover ausziehen. In Brekstad laufen wir um 17h ein, und Rainer zeigt uns, wie man unter Motor richtig entspannt anlegt.
Anschließend bereitet Rainer wieder einen köstlichen Salat und aus dem spontanen Frischfisch (1,6 kg Dorsch) eine exquisite Fischpfanne mit Frühlingszwiebeln und Tomaten. Nach einem Verdauungsspaziergang auf die Mole zum Sonnenuntergang (hier um 23h46!) genießen wir die Ruhe im geschützten Hafen.
27.06.2024 – Nur noch 30 sm bis Trondheim. Der Wetterbericht hat nördliche Winde mit 5 bis 8 kn Wind versprochen – das wäre eine Backstagsbrise. Wir haben aber SO – wieder auf die Nase – mit 15 kn. Dazu noch ablaufend Wasser, 1 kn Strom gegenan. Also wieder Daddeln. Immerhin scheint die Sonne und der Himmel ist klar.
Dann ein Wunder: Der Wind dreht rück auf NNO, wir setzen die Segel und nutzen den Wind. Endlich segeln wir! Der Wind ist launisch, er dreht immer wieder. Aber mit wenigen Schlägen kommen wir genehm fast bis Trondheim. Der Rest ist daddeln.
Zunächst laufen wir die einzige, für uns erreichbare Tankstelle an. Die Bootstankstellen funktionieren hier alle über Kreditkarte. Nachdem uns fünf Kreditkarten abgelehnt wurden, bitten wir einen freundlichen Norweger um Hilfe. Dessen lokale Kreditkarten funktionieren auch nicht. Fazit: Tankstelle kaputt.
Wir fahren also ungetankt in den vom Hafenmeister zugewiesenen Hafen Brattøra, in dem (natürlich) alle Schwimmstege belegt sind. Wir liegen am Kai, müssen jetzt Leinenwache gehen (2m Tidenhub), und hoffen auf einen besseren Platz morgen. Immerhin haben wir immer noch Sonne und schwitzen bei unglaublichen 30,7 C, gemessen auf der DWD-Anlage.
Und die Sonne scheint weiter: Wir können den Eigner eines großen Katamaran bewegen, seinen Liegeplatz ein wenig zu verlegen, und schon reicht es für Walross. Es quietscht, aber es geht.
Passend zum Mittelmeerwetter gibt es heute Abend Pasta, das Zubehör wird nicht verraten...
Im Namen der Crew
Axel Lehmann
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