Die Segelsaison 2023 stand für mich ganz im Zeichen der PROSIT IV und meiner Schifferinnenausbildung. In der ersten Hälfte der Saison verbrachte ich viel Zeit damit, den anderen drei Schifferkandidaten über die Schulter zu schauen, von ihren Erfahrungen zu lernen und mich selbst im Trockentraining zu üben. Während unzähliger Trimmfahrten mit den anderen Kandidaten konnte ich das Segeln aus der Perspektive der Crew auch bei einigen Regatten erleben, darunter dem Ladies Cup, Round the Island (Spring) und dem Max-Oertz-Preis. Mein Herz schlägt nach wie vor am meisten für die Action im Cockpit oder auf dem Vorschiff.
Einen ganz besonderen Moment hatte ich, als ich selbst das Steuer bei der Havel Klassik Regatta übernahm, über die sogar eine Yacht-Redakteurin einen Artikel schrieb. Anschließend kam die Zeit für die hohe See, die praktische SSS-Ausbildung und Prüfung und das Fastnet Race auf dem WALROSS 4.
Zurück an Land, wo die anderen Schifferkandidaten (Celli, Kilian, Jonathan) ihre Prüfungen erfolgreich ablegten, hatte ich freie Hand, um PROSIT IV zu bewegen. Doch dann begann die allseits bekannte Suche nach einer zuverlässigen Crew und den richtigen Winden. Im August und September, wenn die Winde und die Berliner Studierenden sich oft erholen, war Geduld gefragt.
Doch die tägliche Routine eines Schiffertrimmkandidaten verläuft meistens weit entfernt vom Wasser. Hier dreht sich alles um die Suche einer geeigneten Crew, sei es durch Telefonate, Nachrichten oder persönliche Ansprachen, um Mitsegler für die Trimmfahrten zu gewinnen. Zu der Suche kommen die Trockenübungen vor dem Spiegel und die akribische Planung von Manövern und deren Alternativplänen. Dabei wird man auch zu einem kleinen Meteorologen, der morgens gleich nach dem Aufstehen die Windprognosen und die Wetterkarten des DWDs studiert. Sobald sich die Crew zusammengefunden hat und der Wind aufkommt, steht schließlich die ersehnte Trimmfahrt bevor. Und davon haben sich während meines Schiffertrimms einige angesammelt. Hier ein paar Zahlen, die für sich sprechen.
Insgesamt waren es 30 Fahrten zwischen dem 09. August und dem 11. Oktober, darunter 3 Fuhren, 2 Regatten (Round the Island Autum, Ringelnatz) und 1 Bootsmannswochenende.
Die bunte Crew bestand aus 74 verschiedenen enthusiastischen Mitseglern, angefangen bei Segelprofis bis hin zu Segelanfängern:
Ein herzliches Dankeschön geht vor allem an diejenigen, die mehrmals an Bord waren und auf die ich mich bei der Crewsuche verlassen konnte. You know who I mean :).
Dann kam dieser eine Samstag, an dem wir mit drei Schiffern und einer Säge an Bord segeln gegangen sind. Die bevorstehende Kalt- und Regenfront erfüllte ihre Pflicht an diesem Tag und verschwand früh am Morgen, sodass wir den Rest des Tages abwechselnd Wolken und Sonne genießen konnten. Der Wind zeigte dabei sein Können, wehte teils aus wechselnden Richtungen mit 5 Beaufort und verschwand, wenn wir ihn am dringendsten benötigten, zum Beispiel im Stößensee. Die Prüfungskommission stellte immer wieder anspruchsvolle Aufgaben. So stolperte ein Crewmitglied über eine Jacke und "verlor das Bewusstsein", wir mussten auch in einem beengten Gewässer eine Schwerwetterlage bewältigen, die Pinne "brach" zufälligerweise, als sich viele Boote versammelten, und die Windsurfer landeten ständig im Wasser. Nachdem wir eine verlorene Boje ohne Pinne gefischt hatten, genossen wir eine wohlverdiente Pause beim Ankern in einer engen Bucht. Am Nachmittag konnte sich ein Teil der Crew unter Deck vergnügen, während der Rest mit einer kleinen Besatzung weitere verlorene Bojen fischte. Dabei erinnerten uns die vielen vorbeisegelnden Boote daran, dass das Absegeln beim Klub am Rupenhorn stattfand, und da darf natürlich die PROSIT IV nicht fehlen. Als wir im Stößensee ankamen, konnte ich voller Begeisterung feststellen, dass der Wind sich nicht um unsere Pläne scherte und der Stößensee an diesem Tag scheinbar schrumpfte, weil sich einige Ankerlieger in seiner Mitte versammelt hatten. Eine höchst amüsante Erfahrung… Auf dem Rückweg zum ASV durfte ich noch weitere Bojen und das Beiboot sammeln, bevor wir schließlich am ASV-Steg anlegten.
An diesem Tag schaffte ich es, trocken und sauber zu bleiben und das kalte Wasser voller Blaualgen zu meiden. Wir haben dafür unsere Gaumen auf andere Weise verwöhnt...
Den High-Speed Schiffertrimm lasse ich über den Winter sacken und freue mich bereits jetzt auf die kommende Segelsaison.
Viele liebe seglerische Grüße, Anita Opaczyk
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