Geschrieben von am 17. September 2023

Gardasee - Malcesine, Italien
11.-15.09.2023

Nachdem Arnd O. bereits im Mitteilungsheft 2020 vom Foilen schwärmte, zog es uns dieses Jahr ebenfalls an den Gardasee, um an einem viertägigen Training mit der WASZP teilzunehmen.

Bereits die Anreise gestaltete sich als herausfordernd. Diverse Anforderungen der beiden Teilnehmenden Stefan H. und Norman G. mussten erfüllt werden. Das Ergebnis aus „ich laufe zu Fuß“ und „am Samstag wäre da noch ein Festival…“ war ein Treffen vor Ort am Sonntagnachmittag. Vor Ort schnell die Unterkunft bezogen, machte sich der Sog aufs Wasser direkt bemerkbar.

Tag 1 – Der erste Kontakt

Montagmorgen, 8 Uhr. Neo an und los zur Station. Wir trafen unseren Trainer Conall, der sich als sehr sympathischer, junger Australier entpuppte und nebenbei noch Australischer Meister 2023 auf dem Boot ist. Während sich im Hintergrund der Pelér (thermischer Nordwind) aufbaute, erklärte uns Conall das Boot und wir gingen aufs Wasser. Bereits die ersten Minuten auf dem Boot zeigten ein sehr agiles Verhalten, das blitzschnelle Handlungen erforderte. Uns wurde zunehmend klar, dass diese Materie keine Raketenwissenschaft ist, aber teilweise ungewohnte und unübliche Handlungen erforderte. Wir schafften es, die ersten Sekunden zu fliegen – und direkt zu crashen. Wie üblich schlief mittags der Wind ein, sodass unsere Session beendet war und wir mit dem Schlauchboot zurückgezogen wurden. Den Nachmittag verbrachten wir mit ruhigerem Wassersport wie Windsurfen und SUP. Abends hatten wir bei einem Abendessen mit allen Schülern und Trainern der Segelschule Gelegenheit, Conall näher kennenzulernen.

Tag 2 – Let´s fetz

Wir starteten unseren Tag wieder morgens, glücklicherweise dieses Mal jeder mit seinem eigenen Schiff. Während der Vorbereitungen und dem Schlepp raus aus der Bucht besprachen wir offene Theoriethemen zum Thema. Gerade der Ablauf beim Starten aus der „low-rider“ Position oder das Thema Kombination aus Gewichtstrimm, Großschotzug und Krängung des Bootes wurde ausführlich diskutiert.

Dann ging es wieder los: Großschot anbauen, Schubstange des Mainfoils verbinden, Ruderfoil einstellen und los. Boot aufrecht bringen, Abfallen auf Halbwind, leichter Schotzug – und schon versuchte sich der Bug nach oben zu ziehen. Nun mehr Power auf die Großschot, beschleunigen, abheben und dabei gleichzeitig die Großschot dichtholen, weil der scheinbare Wind nach vorne dreht. Nun hieß es, diesen Druck durch eine Mischung aus Großschotzug, Gewichtstrimm und Steuern zu beherrschen und gleichzeitig das Pfeifen der Foils im Wasser zu genießen. Ziel war es, eine leichte Luvkrängung zu halten. Zuviel Krängung nach Luv und man geht Hochdruckduschen, zuviel Krängung nach Lee und der vertikale Druck des Foils schmeißt dich um. Die Lernkurve schnellte nach oben – eben wie das Schiff beim Foilen.

Nette Effekte machten sich bemerkbar, wie zum Beispiel das Thema Steuern. Der ein oder andere kennt vielleicht das Spiel der Passfeder bei der Pinne von Prosit. Diese verursacht ein leichtes Schlackern der Pinne von ca. 5°. Wenn du bei über 15kn auf kleinen Flügeln über die Wasseroberfläche rauschst, sind genau diese 5° das absolute Maximum an Steuerintensität. Wir erlebten ein extrem agiles Verhalten, gepaart mit etlichen Sekunden des Fliegens – immer wieder bis zum Kontakt der Oberfläche. Laut GPS-Messung waren es fast zwei Minuten am Stück, bevor es wieder nass und langsam wurde.

Vokabel des Tages: Nose Diving – eine natürliche Methode zum Spülen der Nasennebenhöhlen unter Hochdruck.

Tag 3 – Es könnte alles so einfach sein…

… war das Fazit aus der Theorieschulung, während wir auf die Ora (Südwind am Nachmittag) warteten. Wir besprachen kurz die einfachen Manöver wie Wende und Halse, die wir foilend nicht durchführen konnten. Die Aussage, dass unser Trainer selbst zum Lernen jener Manöver ein Jahr gebraucht hatte, motivierte uns zwar, war realistisch, aber hoffnungslos.

Es ging wieder auf´s Wasser. Der Wind entpuppte sich als etwas zögerlich, sodass die ersten Flugmeter sehr zaghaft und dosiert waren. Wir konnten unsere Koordinierung weiter verbessern und versuchen, die verschiedenen Kurse zum Wind zu fahren. Wir realisierten abermals, dass man bei diesem Thema trotz über 15 Jahre Segelerfahrung viel Demut braucht und in diesem speziellen Bereich doch fast von Null an anfängt.

Wir hatten mittlerweile ausreichend Sicherheit beim Segeln, sodass wir anfangen konnten zu spielen. Gerade das Thema Bootsposition beim Foilen war neu und interessant. Wie hoch will ich aus dem Wasser? Wie schnell vs. kontrolliert will ich steigen? Das Spiel um Gewichtstrimm, Großschot und Balance zur Seite erweiterten wir um eine vierte Dimension: den Anstellwinkel der Foils – in diesem Fall der des Ruderfoils, der über das Drehen des Pinnenauslegers eingestellt wird. Bereits ein/zwei Umdrehungen in die richtige Richtung wirkten wie ein Booster und das Schiff sprang in die Luft.

Der Tag ging mit einer Steigerung des Windes auf 15-17kn zu Ende, was rasante Fahrten erlaubte. Beim Versuch, Downwinds in die Bucht der Segelschule zu fahren, wurde eine Neuinterpretation geboren:

Downfucker – ein Rumschot-Crash inklusive Augen- und Ohrenspülung.

Tag 4 – Eine bekannte Situation

Der vierte und letzte Trainingstag war leider weniger erfolgreich. Wegen mangelndem Wind und anschließend noch zwei aufziehenden Gewittern mussten wir an Land bleiben – die erste Situation beim Training, die wir gänzlich kannten… Wir nutzten die Zeit für ein ausgiebiges Fragen- und Antwortspiel zum Thema Bootaufriggen. Gerade die Einstellmöglichkeiten der Foilverstellung war spannend und Conall bereit, uns sein gesamtes Wissen zu vermitteln. Abermals wurde uns bewusst, wie simpel diese technisch komplexe Materie bei der WASZP umgesetzt wurde.

Tag 5 – Ruhe kehrt ein

Der Foilingkurs war leider bereits beendet. Der Mangel an Bewegung und Höhenmeter zum Wasser zog uns dieses Mal in die Berge. Wir wanderten zur Mittelstation der Seilbahn des Monte Baldo. Dort angekommen entschieden wir uns nach einem prüfenden Blick in die Wettervorhersage, jenen Berg von oben sehen zu wollen. Wir nutzten die nächste Gondel zur Fahrt Richtung Gipfel. Dort angekommen bot uns das Wetter einen wunderschönen Blick auf den Gardasee, Malcesine und das benachbarte Riva. Wir wanderten ein paar Kilometer auf der Höhe weiter und fuhren mit der Gondel wieder ins Tal. Auf dem Weg nach unten bemerkten wir, dass die interne Regatta der Segelschule spontan angekündigt wurde und entschlossen uns, schnell mit dem Bus nach Hause zu fahren. Dort angekommen lauschten wir dem Skippers Briefing und holten parallel das Nötige zum Segeln aus der Ferienwohnung. Die Segelschule stellte uns zur Teilnahme eine Seascape 18 zur Verfügung – mit der WASZP wären wir wohl immer noch unterwegs…

Wir gewöhnten uns schnell an das uns gut bekannte Format des Segelbootes. Der Start war etwas ungewohnt (keine Startlinie mit Countdown, sondern ein Hinterherfahren auf Halbwind und dann eine Startfreigabe der Wettfahrtleitung über Funk), gelang aber gut. Wir konnten uns auf der Kreuz schnell vom Feld absetzen, das aus Dyas, Hobie 16 und Hobie Pearl bestand. Wir erreichten die Luvmarke als erstes Schiff und rollten den Gennaker aus. Auch auf dem Downwindteil konnten wir den Abstand zum Feld vergrößern, fairerweise als einziges Schiff mit Vorwindsegel. An der Leebahnmarke waren wir weiterhin vorne und gingen auf die letzte Kreuz, zurück in die Bucht der Segelschule. Wir querten die Ziellinie mit deutlichem Abstand zu den Dyas und verbleibenden Hobies. Insgesamt ein aus unserer Sicht sehr gutes Ergebnis!

Der Tag ging mit einem letzten gemeinsamen Abendessen, organisiert über die Segelschule, zu Ende. Wie schon die Tage vorher lernte man immer mehr Leute kennen und wurde mit den Worten begrüßt: „Ach ihr seid die WASZP-Segler?!“ Es machte sich immer mehr ein ehrfürchtiger Eindruck bemerkbar. Gefolgt von dem Essen wurde die Ausbildungswoche aller Kurse durch eine Diashow zusammengefasst und die Regattaergebnisse, sowie Lizenzen ausgeteilt. Da wir an keinem offiziellen Kielbootkurs teilgenommen hatten, fuhren wir anscheinend außerhalb der Wertung mit. Das Ergebnis aus unserer Sicht bleibt: „Laut Yardstick hatten wir sie!“

Fazit

Ein absolutes Ereignis! Jeder, der mal abgehoben sein möchte (entschuldigt bitte den schlechten Wortwitz!), sollte das Thema Foilen ausprobieren. Jedoch sollte man sich intensiv mit dem Revier beschäftigen: der Einstieg in das Thema ist ab 10-15kn Wind und maximal kleiner Welle deutlich einfacher – und Binnenreviere mit konstanten und stärkeren Winden sind rar. Beschäftigt euch außerdem mit allem, was sportlicher, schneller und kippliger ist als ein Zugvogel. Gerade der Korsar und der Laser sind ideale ASV-Schiffe zur Vorbereitung auf die Bewegungsabläufe auf der WASZP.

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