Geschrieben von am 31. Oktober 2022

Eigentlich hört es sich langweilig an, das „Walross“ zum Ende der Saison von Stettin nach Berlin auf dem Prahm zu überführen. Aber … es kommt ganz anders als gedacht, in vielerlei Hinsicht. Wir entdecken die Langsamkeit und noch einiges mehr am Wegesrand.

Die Landschaft: das Odertal im Herbstlaub, die unberührte Sumpflandschaft des Nationalparks, Seeadler, Reiher und andere Vögel en masse. Dazu sind wir fast allein auf den Gewässern unterwegs. Traumhaft!
Das Wetter: ein zauberhaftes Goldener-Herbst-Erlebnis bei guten 20 Grad. Wir können sogar bei Sonne im T-Shirt im Cockpit sitzen.
Der Motor: läuft meistens ordentlich, bis … der Tank leer ist. Und dann entlüftet werden muss. Was sich mehrere Stunden hinzieht, bis auch wirklich jede Entlüftungsschraube raus- und wieder reingedreht ist, um die Luft im System aufzuspüren. Erst mit dem digitalen Handbuch finden wir die letzte Möglichkeit und bringen den Motor wieder zum Laufen.
Die Langsamkeit: entdecken wir in der motorlosen Zeit. Und greifen ganz tief in die Traditionskiste, indem wir den Prahm mit seinen 20 plus x Tonnen auf althergebrachte Weise mit Bootshaken und einer langen Vorleine gut zwei Kilometer per Hand durch die Gegend treideln, um zumindest an einer Spundwand zum Liegen zu kommen. Macht man ja auch nicht alle Tage. „Früher, als wir das Walross noch per Hand getreidelt haben …“ – diese Story bietet Stoff für lange Winterabende.
Die kulinarische Abteilung: ist mit Chefkoch Gomez (Künstlername) bestens besetzt. Akkurate Vorratshaltung und die besten Voraussetzungen für haute cuisine durch eine opulent ausgestattete Gewürzabteilung garantieren ein optimales Geschmackserlebnis.
Die Kathedrale der Technik: erleben wir, als wir am Sonntag Abend das Schiffshebewerk Niederfinow erreichen und das erst vor ein paar Tagen offiziell in Betrieb genommene nördliche, funkelniegelnagelneue Hebewerk für unser Weiterkommen nutzen dürfen. Als letzter Schleusengang des Tages fahren wir in den 125 m langen Trog ein und sind völlig allein; noch nicht mal das Betriebspersonal ist zu sehen. In drei Minuten rauschen wir mit dem Aufzug 36 Meter nach oben und setzen anschließend unsere Fahrt in Richtung Berlin fort.
Alles in allem: eine unerwartet schöne und erlebnisreiche Überführung! Für dieses Jahr ist die Walross-Saison zu Ende.

Bald kommt der Seereisenschnack, in dem alle schönen Geschichten der Saison zusammengetragen werden. Und Ideen für das nächste Jahr gibt es ja auch schon.

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