Geschrieben von am 4. Juni 2022

Es ist Samstag um 0500 MESZ, das WALROSS liegt im Yachthafen der Segelvereinigung Cuxhaven. Nach einem schlagerlastigen und damit für uns recht kurzen Eröffnungsabend schlummern wir in unseren Kojen. Plötzlich Musik aus unserem Radio – einigen Crewmitgliedern kommen die Erinnerung an die Cowes Week vor fünf Jahren hoch: Es läuft Avronation mit „Sail“ – anscheinend hat unser Taktiker (damals Schiffer auf der Cowes Week) das Weckkommando übernommen. Regattafeeling kommt auf. Draußen weht der Wind. Drinnen brodelt der Wasserkocher bereits in der fünften Ladung für Kaffee und Schwarztee – wahrscheinlich unsere wichtigsten Flüssigkeitslieferanten. Wir essen ein schnelles Müsli und parallel werden Stullen vorbereitet. Über das Deck fliegen die Schoten – dort wird das Schiff schon mal auf das kommende Rennen nach Helgoland vorbereitet. Pünktlich um 0600 verlassen wir den Hafen und fahren bei frühen Sonnenstrahlen und bestem Wind ins östlich der Fahrrinne gelegene Startgebiet. Der Regattafunk sorgt für einige Verwirrung - unser Start ist doch erst 0720, oder doch nicht? Es klärt sich alles pünktlich und wir gehen mit Wind aus Ost-Nord-Ost und Strömung von achtern mit nahezu maximaler Geschwindigkeit über die Startlinie. Ein super Start, obwohl die Uhr des Bowmans leicht nachgeht.

Der Kurs ist relativ unspektakulär, hält aber wegen wechselnden Windbedingungen doch einige kurzfristig notwendige Manöver und Segelwechsel parat. So geht es bald von der Genua auf den Code 1 mit Stagfock, dann wieder auf die Genua und wieder auf den Code 1 mit Stagfock, dann alles ohne Stagfock und zum Schluss gibt es noch eine kurze Zielkreuz unter Genua. Auch wenn wir in Berlin ja leichte Winde gewohnt sind, können wir auf der Strecke nur bei höheren Windgeschwindigkeiten und insbesondere unter dem Code punkten. Dies geht jedoch ganz schön auf die Stimme des Segeltrimmers. Da man den Code hinter der Stagfock nur von ganz vorne sehen kann und die Schot am Heck gekurbelt werden muss, werden auch alle Schiffe in unserer Nachbarschaft über die notwendigen Änderungen an unserem Vorsegeltrimm informiert. Wir hoffen damit, auf den anderen Schiffen für Verwirrung zu sorgen. Das scheint zu klappen, jedenfalls kommen wir auf Kursen unter Code immer ein gutes Stück nach vorne. Mit der Genua bei flauen Winden verlieren wir leider wieder sehr viel.

Inzwischen ist es 1156 und 10 Sekunden: wir fahren nach der kurzen und aus unserer Sicht sehr schönen Zielkreuz durch das Helgoländer Fahrwasser freudig ins Ziel. Bereits 20 Minuten später liegen wir neben der BROADER VIEW (dem verrechnet Zweiten unserer Gruppe) im Päckchen im Südhafen von Helgoland. Nochmals einige Minuten später besteht unser Päckchen bereits aus 10 Booten und wir sitzen in unserem Cockpit und lassen den Tag Revue passieren. Zuerst einmal müssen wir echt sagen: die XP44 hat eine gute reife Leistung abgeliefert – der Klassiker unter den reifen Leistungen. (Die BAZAZZA ist verrechnet mit 25 Minuten Vorsprung auf uns Gruppenerster geworden).

Jetzt ist bereits die Regattaparty mit Live-Musik zumindest für uns vorbei. Im Salon wird fröhlich das Inventar herausgesägt, der Taktiker bittet den Chronisten, sich nicht am Bericht kaputt zu spielen (dabei hat der das doch bereits bei der Party gemacht) und die Großschoterin bespricht noch einige Punkte mit dem Schiffer im Cockpit. So kann ein schöner Segeltag zur Neige gehen. Wir haben immerhin noch vier Stunden bis zum Wetterbriefing und noch sechseinhalb Stunden bis zum Start der Rund-Helgoland-Regatta.

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