Geschrieben von am 27. August 2019

Von Menschen, die auszogen eine Regatta mitzusegeln, aber vor lauter Vergesslichkeit vergaßen, das Vergessen zu vergessen.
09.-11.08.2019

Es sollte die erste Bewährungsprobe für den noch recht frisch gebackenen Schiffer sein (über den Backvorgang wurde recht ausführlich berichtet) – eine kleine Binnenseereise mit PROSIT IV auf der Havel. Nach Abwägung aller Termine entschieden wir uns für das zweite Augustwochenende. Auf dieses Wochenende fiel auch die vom SCO ausgerichtete Regatta „Havelrund“. Da können wir ja auch mitmachen, dachten wir und gingen an die Planung und Vorbereitung.

Mitsegelwillige fanden sich schnell und wir wurden nach und nach mehr – mehr noch, als es Schlafplätze auf PROSIT IV gibt. Dank milder Temperaturen und Regenfreiheit stellte das jedoch keine Hürde dar. Das eigentliche  Problem war, dass einige der normalerweise vorhandenen Schlafplätze nach dem winterlichen Werftaufenthalt bisher nicht wieder angebracht worden waren. Also traf sich eine kleine Vorhut bereits Freitagmittag, um das Schiff vorzubereiten, Proviant zu besorgen und Essen für die nächsten Tage zuzubereiten.

Für den späten Nachmittag war dann noch eine kurze Ausfahrt geplant, womit wir nach einem ausgiebigen Abendbrot, letzten Lichttests und der Instandsetzung der Lenzpumpe (hieran tüftelten seit 13 Uhr in wechselnder Besetzung ungefähr 10 Menschen) schließlich gegen 23 Uhr starteten. Ohne Mond, aber auf glattem Wasser und mit recht gleichmäßigen Winden fuhren wir einmal zum Großen Fenster und zurück. Das Unwetter zog um uns herum und so kamen wir trockenen Fußes irgendwann zu sehr später Stunde wieder zu Hause an, um endlich den wohlverdienten Schlaf zu suchen. Gefunden wurde dieser allerdings nur von denen, die dabei einen besonders hohen Geräuschpegel erzeugten.

Entsprechend erholt starteten wir mit frischen Brötchen und dem letzten Kaffee für dieses Wochenende in den Samstagmorgen. Um pünktlich im Wettfahrtgebiet zu sein, war danach allerdings langsam Eile geboten. Und so luden wir etwas überstürzt das Schiff ein und legten gegen 11 Uhr ab. Mit zunehmenden Winden waren wir aber schnell wieder im Großen Fenster, wo bereits eine Folke-Boot- und Dyas-Regatta in vollem Gange war. Von unserer eigenen Wettfahrt war jedoch noch nichts zu erkennen. So nutzten wir die verbleibende Zeit, um das Beiboot bei der befreundeten Segelschule Hering abzulegen. Danach wollten wir uns noch schnell mit dem extra zu diesem Zweck besorgten Obst stärken, mussten aber bereits zum zweiten Mal feststellen, dass beim Beladen des Schiffes offenbar nicht mit der nötigen Sorgfalt vorgegangen worden war. Schon nach dem Ablegen hatten wir Rasmus nicht standesgemäß begrüßen können, da der Portwein im Verein geblieben war. Und jetzt waren nicht einmal Bananen an Bord...

Der Wind nahm unterdessen weiter zu und so bargen wir noch kurz vor der ausgeschriebenen Startzeit den großen Klüver, um auf den kleineren zu wechseln – aufgrund der zusätzlich bereits angeschlagenen Genua ein recht zeitraubendes Manöver, zumal zeitgleich auch noch Rettungswesten für die gesamte Crew gefunden werden mussten. Zu diesem Zeitpunkt dachten wir gar nicht daran, durch das ausgeschriebene Anmeldegate beim Startschiff zu fahren. Außerdem bekamen wir in der Hektik und aus übergroßem Respekt vor der Schiffdichte im Startgebiet nicht mit, dass mit dem ersten Ankündigungssignal bereits unsere Gruppe angekündigt wurde (wir waren davon ausgegangen, dass diese Gruppe als zweites startet – eine Fehlinterpretation der Segelanweisung). So verpassten wir schließlich den Start um einige Minuten und fuhren einem Großteil des Feldes hinterher.

Von da an kehrte jedoch allmählich Routine in die Manöver ein und ebenso ging die Aufregung des jungen Schiffers langsam zurück – okay, wir segelten ja auch nicht im engen Regattafeld, sondern recht ungestört irgendwo zwischen den beiden Gruppen. Doch immerhin – wenn  ein kurzer Blick über das eigene Schiff und die direkte Umgebung hinaus möglich war, konnten wir insbesondere vor uns reihenweise Sonnenschüsse und Patenthalsen unter Spi beobachten und waren froh, uns lediglich für die Genua entschieden zu haben, mit der wir nun sogar leicht aufholen konnten.

Kurz vor dem Ende der ersten Wettfahrt befanden wir uns dann wieder in Konkurrenz und der Stresspegel stieg erneut. Die Bitte, die Zeit bei der Durchfahrt durch das Ziel- bzw. Start-Gate vor dem SCO zu nehmen, wurde von der Vorschiffscrew entgegengenommen und so kreuzten wir uns weiter an der Pfaueninsel vorbei in die Sacrower Bucht. In der Enge konnten uns dann wieder einige Schiffe überholen und so gingen wir als wahrscheinlich letzte unserer Gruppe um die erste Wendemarke der zweiten Wettfahrt.

Von hier aus ging es mit raumen Winden unter der Genua wieder zurück zum Grunewaldturm und auf die letzte Kreuz zum Zieldurchgang vor dem SCO. Mit deutlich mehr Raum zwischen den Ufern konnten wir hier wieder einige Meter gutmachen. Kurz vor der Zieldurchfahrt fiel uns dann jedoch wieder die gewünschte Zeitnahme beim ersten Zieldurchgang ein. Dazu war es ja nie gekommen. Wie etwa weitere 15 Ragattateilnehmende sind wir zur Beendigung der ersten Wettfahrt und damit zum Start der zweiten nicht durch das Gate beim SCO gefahren… So kann das gehen…

Zum Glück blieb die Stimmung dennoch gut, so dass wir uns ein weiteres Mal an der Pfaueninsel vorbei kreuzten, um die Insel einmal zu umrunden. Dann ging es zurück zum Beiboot. Die Erschöpfung war einigen von uns schon während der – versuchten – Regatta deutlich ins Gesicht geschrieben, so dass hier eine kleine Unaufmerksamkeit zu einem zum Glück nur kurzen Krankenhausaufenthalt führte: Der vom Großbaum Getroffene wurde von der DLRG an Land gebracht, sollte später am Abend aber wieder zu uns stoßen.

Als Ankerbucht wurde das bei Südwestwind perfekt geschützte Bojenfeld vom SC03 ausgewählt. So konnten wir noch ein bisschen im Wasser planschen und das Abendbrot vorbereiten … “Haben wir eine Grillzange?“ – „Mist … Aber wir haben Gabeln eingepackt … Mist! Wir haben keine Gabeln – Ach ja und Teller auch nicht. Und woraus wir morgen das Müsli essen wollen … keine Ahnung … Die Pellkartoffeln sind auch nicht mit an Bord gekommen. Aber wir haben Tomaten und selbstgemachten Tsatsiki und Kräuterbutter!“ – So oder so ähnlich zerplatzten langsam unsere Essensträume. Zum Glück jedoch konnten wir noch ein Schlauchboot auftreiben, womit sowohl der Verletzte wieder zu uns geholt werden konnte als auch (fast) alle im Verein vergessenen Sachen. Aber Rasmus kann auch ein anderes Mal standesgemäß gehuldigt werden. Vielleicht klappt es dann ja auch mit der regelkonformen Regattateilnahme.

Bei Pellkartoffeln, Grillkäse, Obst und Gemüse genossen wir den Sternenhimmel, während irgendjemand für uns über dem Wannsee ein wahnsinniges Feuerwerk in den Himmel jagte. Der Abend ging dahin, nach und nach fanden alle ihre Kojen oder einen Schlafplatz an Deck und erholten sich diesmal deutlich leiser von dem anstrengenden Tag.

Am Sonntag sollte dann doch noch der Gennaker ausgepackt werden. Also fuhren wir erst in den Wannsee, während auf dem Vorschiff das Segelgeschirr vorbereitet wurde. Für die Vorbereitenden war es das erste Mal, so dass wir noch einige Male hin und her segelten, bevor es dann endlich los gehen konnte.

Geplant war ursprünglich, eine Strecke ohne Halse zu fahren. Dieser Wunsch musste jedoch wegen der hohen Bootsdichte auf der Havel schnell ad acta gelegt werden und so probierten wir einige Halsen aus – manchmal  besser, manchmal schlechter, aber insgesamt doch relativ problemlos. So segelten wir zurück nach Norden und schließlich (jetzt wieder ohne Gennaker) in die Scharfe Lanke. Hier aßen wir das letzte Grillgut, lehrten beinahe den Tsatsiki, putzten die Brötchenkrümel von Deck, spülten die Bilge, verabschiedeten uns und gingen wahrscheinlich alle auf recht direktem Wege ins heimische Bett.

Schöne Binnenseereise Ex!

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