Geschrieben von am 26. Juni 2019

Acht verhaltensoriginelle Herren mit Hausmeisterausbildung aus dem Lande von Karl Anton Richard Theodor Offel* zogen aus, um im Mittelmeer dem Segelsport zu fröhnen. Wenige Meilen, schöne Städte und Wind aus der richtigen Richtung standen im Prospekt. In Valencia, wo die Herren das WALROSS übernahmen, wurden sie vielversprechend empfangen. Der endlose Sandstrand, die hervorragenend ausgestattete und bestens gelegene Marina, eine pitoreske Altstadt, faszinierende Clubs und hübsche Spanierinnen, die sich oft aber auch als holländische oder deutsche Touristen entpuppten, machten Lust auf mehr. Das gesamte Flair veranlasste Teile der Mannschaft, sich dieses andere, geilere Leben für immer zu wünschen.

Da die acht Herren nicht alle zehn Kojen an Bord benötigten, wurden Jose Amon* und Carlos Hector Orizo* ebenfalls an Bord geholt. Der verbleibende Platz in der Bilge wurde dem Holländer Hendrik Eineken* zugewiesen. Gut gerüstet ging es so am ersten Tag mit halbem Wind und angenehmer leichter Bewölkung in Richtung Süden. Das genaue Ziel sollte abhängig vom Wind entschieden werden. Bis hierher war also alles wie gebucht.

In der ersten Nacht auf See nahm dann der Wind ab und die Diskussion über den Reiseverlauf zu. Der nächstgelene Touristenort zum Abfeiern, der nächste große Yachthafen zum Nachtanken oder doch einfach immer weiter geradeaus um möglichst viele Meilen zu schaffen? Es konnte sich, auch dank einer leichten Abendbrise, der Schiffer mit dem Ziel Cartagena durchsetzen. Nach einem spannenden Leichtwindsturmspimanöver wurden bis in den nächsten Morgen die Meilen per Motor geschrubbt, bevor abends unter vollem Groß und Code One Cartagena erreicht wurde.

Die lange Nacht war nach einem Bad im Pool des Real Club de Regatas zum Sonnenuntergang und einem landestypischen Abendessens vergessen. Das frühe Ablegen am nächsten Morgen funktionierte auch dank des zeitigen Aufbrechens des Croissant-und-Baguette-Teams tadellos, sodass das nächste Ziel am Nachmittag erreicht werden konnte. Vor der Punta de los Muertos gingen wir vor Anker und genossen das Panorama aus steilen Felsen, langem Sanstrand und Industrieanlagen. Der örtliche Angler freute sich möglicherweise weniger über unsere Bordparty, die sich unseren Badegängen und der ausführlichen Nutzung des Heckkorbgrills anschloss. Nach kurzer Ziwschenproviantierung am nächsten morgen ging es gegen den einsetzenden Westwind in Richtung Westen. Der Verklicker zeigt tatsächlich in Richtung des Reiseziels. So war das aber nicht gebucht. Auch die Windstärken entsprachen nicht den allgemeinen Wünschen, sondern erforderten mit G4 und erstem Reff eine sportlichere Segelgarderobe. Die Wendewinkel der Steuerleute für die kommende Kreuz waren am Vorabend in der Reihenfolge des Zubettgehens zugeteilt worden, beginnend bei 60°. Letztlich mittelten wir uns dann doch bei 90° ein und konnten so zügig vorankommen. Lange Beratungen während des Grillens hatten am Vorabend mehrere Optionen für die restlichen Tage hervorgebracht. Zunächst gab es noch übersichtliche 4 Varianten (1, 2, 3a und 3b). Nach abgeschlossener Beratung einigte sich die Mannschaft auf Option 1.c Alpha e (wie early), mit Variante F (wie fail, falls der Plan doch nicht gelingt). Letztlich wurde davon die Untervariante 2 gewählt. Konkret hieß es: früh die Bucht verlassen, schnellstens zur nächsten und einzig verbleibenden Bucht vor der Punta de la Mona segeln, dort die Nacht verbringen und dann die restlichen 40 Meilen nach Benalmadena früh am nächsten Tag in Angriff nehmen. Letztlich war die Bucht dann doch bereits so gut besucht, dass wir auf die nahegelegene Marina del Este auswichen.

Beim Baden und anschließenden Speisen direkt am Strand beschlossen wir, doch noch am gleichen Abend aufzubrechen, da wir beim Westwind, der zu allem Überdruss auch noch diverse Aussetzer bei konstant bleibenden Wellen zeigte, nicht so zügig vorankamen wie erhofft. In der kommenden Nacht war dann wieder alles dabei: 7 Bft von vorne, Flaute von vorne, alter Schwell und endlich drehende Winde, sodass wir unser Ziel anliegen konnten. In den Morgenstunden ergab dann jedoch der Funkkontakt zum Hafenmeister, dass die Einfahrt versandet sei und lediglich 2,4m anstelle der Kartiefe von 3,5m vorhanden sei. Das spontane Abdrehen in Richtung Malaga bescherte uns dann einen letzten Ritt mit halbem Wind, aufgehender Sonne und bis zu elf Knoten Boatspeed. Die erschöpft unter Deck Schlafenden bereuten dieses Nickerchen anschließend bitter.

In Malaga legten wir zunächst im privaten Real Club Mediterraneo an, wechselten dann jedoch in den öffentlichen Hafen, um nicht noch Abends vom Eigner unseres ergatterten Liegeplatzes vertrieben zu werden. Die bürokratische Herusforderung eines Sportbootes im Hafen nahm fünf Hafenpolizisten fast eine Stunde in Beschlag und fand noch Abends ein Nachspiel. Uns bescherte das Manöver dafür einen Platz in Laufnähe zum Strand, zur örtlichen Burg (Mini-Alhambra) sowie die Pole Position in der abendlichen Flaniermeile am Hafen. Am Ende lockte unser Schiff dann tatsächlich einige Passantinnen an und während sich die alte mit der neu angekommenen Crew vermischte, das örtliche Nachtleben erkundet wurde und viele erst spät ihre Kojen erreichten, hatte der Schiffer sich längst erschöpft in seine Koje zurückgezogen.

Malaga wollten wir auf dringenden Rat zunächst unbedingt vermeiden. Am Ende war das Ende der Reise dann doch sehr ähnlich wie der Anfang. Eine tolle Stadt, ein langer Strand, gutes Wetter, hübsche Menschen und ein interessantes Nachtleben. Und Elektroroller!

* Hinweis zum korrekten Lesen: Die Initialen verraten mehr als der ganze Name.

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