Geschrieben von am 26. Mai 2019

Sonntag, 26/5 - Eingeweht
Das Wetter nötigt uns einen ersten Hafentag auf. Zuviel Wind (30+ kn) aus der falschen Richtung (NW-lich) reduziert unsere Motivation, uns auf den Weg durch die Straße von Messina zu den nördlich von Sizilien gelegenen Liparischen Inseln aufzumachen auf ein Minimum. Unserer Laune tut das keinen großen Abbruch. Selbst der temporäre Regen, der das Schiff jeweils mit gelb-braunem Dreck aus der Sahara bedeckt, ärgert uns nicht wirklich. Wir erholen uns also von der für manche Crewmitglieder sehr kurzen Nacht mit regelmäßigen Unterbrechungen durch heimkehrende Crewmitglieder oder falsch programmierten aber von allen - außer dem Besitzer - deutlich wahrgenommen Weckalarmen und planen den Rest der noch nicht begonnenen Reise neu.

Montag, 27/5 - Frühaufsteher
Also lautet der Beschluss, dass die Crew früh aufstehen muss (0500), um mit dem Sonnenaufgang gegen 0600 den Hafen zu verlassen.

Nach standesgemäßer Begrüßung von Rasmus und Klärchen folgt ein ebenso standesgemäßes Ständchen für Beate zum Geburtstag. Der köstliche nächtens zuvor von Marion gebackene Kuchen macht Vorfreude auf den Nachmittag.

Die Reise beginnt leider unter dieselbefeuerter Bronzefock (Motor), wechselt dann aber in schnelle Fahrt unter Groß und G3 bei Südwind durch die Straße von Messina. Danach luven wir deutlich an und müssen auf Stagfock und 1. Reff verkürzen. Das Tyrrhenische Meer heißt uns mit konstant 25kn, in Böen bis 38 kn, willkommen. Also geht es rasend schnell weiter gen Lipari. Wir holen die am Vormittag verlorene Strecke wieder auf. Am frühen Abend steuern wir den Hafen von Pignataro auf Lipari an. Hier wundert man sich über das für diese Gewässer untypische Schiff und die Stiefel an den Füßen mancher Besatzungsmitglieder und vermutet in uns eine "Racing Crew". Lassen wir die Chartersegler in ihrem Glauben.

Dienstag, 28/5 - von Ausfallerscheinungen und feuerspeienden Bergen
Hafentag:
Michi und Jan hat's erwischt. Sie haben wohl irgendein Lebensmittel nicht vertragen. Michi bleibt gleich früh in der Koje. Jan zieht sich am Vormittag in seine Koje mit demselben Schicksal zurück.

Der Rest der Crew kümmert sich zunächst um ein paar kleinere Reparaturen: Der Deckel des Impellergehäuses war eingelaufen und wird ersetzt. Am Großsegel ist ein Rutscher mit Lattenaufnahme gebrochen und wird ersetzt. Danach Zug durch die Stadt. Besichtigung des Castello und der Altstadt. Pizza und Weißwein.

Zur großen Verwunderung auf den anderen Schiffen machen wir um 1900 klar zum Auslaufen. Wir verlassen Pignataro gegen 1930 und wollen uns das Feuerspektakel des Stromboli in der frühen Nacht ansehen. Flaue Winde und Seegang zwingen uns aber leider einen nördlicheren Kurs zu fahren. So passieren wir den Vulkan mit 7 sm Abstand. Wir suchen intensiv nach Zeichen vulkanischer Aktivität, bis der Berg das Herz der Touristen rechtzeitig zum Wachwechsel um Mitternacht mit ein paar von Feuer begleiteten Bäuerchen höher schlagen lässt. Zufrieden setzen wir unseren Kurs gen Norden Richtung Ischia fort.

Mittwoch, 29/5 - Ein Traum geht in Erfüllung
Der zunehmende Wind beschert einen arbeitsreichen Morgen. Zunächst kürzt die Steuerbordwache wieder von G3 und Groß auf Stagfock und Reff 1. Drei Stunden später kann der Schiffer die Wachführerin davon überzeugen, das Groß wieder auszureffen und die G3 erneut der Sonne zu zeigen. Wenig später füllt der schwächer werdende Wind dann den Code One. Die nach wie vor flotte Fahrt führt ein wenig wehmütig an Capri vorbei. Der Bericht eines befreundeten Skippers, der drei Wochen zuvor dort vor horrenden Hafengebühren geflüchtet ist und die Aussicht auf Ischia halten unsere Laune aber auf höchstem Niveau.

Wir steuern Ischia am späten Nachmittag über den Canale d'Ischia auf der Ostseite an und erfreuen uns der Kulisse des Castello auf dem vorgelagerten Felsen. Wir laufen zwei Meilen weiter in den Hafen von Casamicciola und machen an der Ostpier fest. Der felsige Untergrund lässt uns schaudern und führt zu respektvollem Abstand zur Pier, römisch-katholisch mit sehr langen Heckleinen. Zu lang für unsere Gangway. Aber dank der sehr hilfsbereiten Hafencrew werden wir mit einer standesgemäß langen und mit Geländer ausgestatteten Gangway versorgt. Wir bauen lediglich noch einen Schutz für die Sitzducht und sichern die Errungenschaft gegen unkontrollierten Absturz.

Mittlerweile wird es höchste Zeit für Sundowner und Abendessen. Das Bordfest gipfelt in Steffis Geburtstag mit einem ordentlichen Ständchen und endet erst spät in der Nacht.

Donnerstag, 30/5 - Vatertag auf Ischia
Dem Geburtstagsfrühstück mit frischem, von Marion beschafften Brot und Brötchen folgen erneut kleinere Reparaturen. Die Tankcrew zieht mit Kanistern los.

Am Abend finden sich am Fuße des Castello die von Besichtigungen, Spaziergängen und Einkäufen ermatteten SeglerInnen zum leckeren Abendessen im Restaurant Coco ein. Nach Dolce aus Eis und Espresso finden wir einen VW Bus als Taxi, das uns alle neun gemeinsam zurück nach Casamicciola bringt.

Für künftige Besucher des Eilandes per Segelschiff sei zu Casamicciola Wichtiges zu sagen: Im Hafen residieren zwei Marinas: Casamicciola und Aragonesi. Erst bei Nutzung der Facilities wird klar, dass wir mit Erstere die weniger gute Wahl getroffen haben. Die Männertoilette und -duschen sind völlig inakzeptabel. Ab und zu gelingt es den Glücklichen unter uns, die Facilities der Nachbarmarina zu nutzen, ohne des Platzes verwiesen zu werden.

Zurück am Schiff wird manchem klar, welchen Weg (600 sm) wir noch vor uns haben. Wir diskutieren verschiedene Optionen:
a) Die hiesigen Gewässer noch länger zu genießen und Norman, den Schiffer der Nachfolgecrew davon zu überzeugen, das Schiff auf Ischia zu übernehmen. Bewertung: "Eigentlich die beste Idee!"
b) Direkt nach Mallorca, ggf. südlich an Sardinien vorbei, zu segeln. Bewertung: "hmmmm"
c) Früh um 0600 abzulegen und den Ostwind am Vormittag zu einem kurzen Schlag nach Ponza. Bewertung: "Der Biervorrat ist aufgebraucht!"
d) Zunächst die Versorgungslücken durch den Besuch des lokalen Handels zu schließen. Dann mit eher weniger als mehr netten Inselstopps auf Ponza, in der Sardinischen Karibik und/oder Bonifacio. Bewertung "Die Qual der Wahl der vielen netten Spots zum Anhalten."

Freitag, 31/5 - 8 Frau/Mann westwärts
Option d) hat gewonnen. Also zieht eine Einkaufscrew los, während andere das Schiff säubern, mit Frischwasser Betanken und klar machen zum Auslaufen. Leider müssen wir uns von Thomas verabschieden, der am Samstag nach Berlin zurück muss und morgens seine Sachen packt. Er hilft der Hafencrew, die imposante Gangway wieder auf die Pier zurück zu verfrachten und wir winken uns gegenseitig wehmütig zu...

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