Geschrieben von am 24. Mai 2019

Im zweiten Teil der Meldungen von Bord des "Walross 4" wollen wir uns der praktischen Durchführung unserer Seereise annehmen.

Ein Auszug aus dem Schiffstagebuch:

 

13.05.: Korfu – Reggio di Calabria

8:00 Uhr OESZ: Erste Regung in den Kojen. Das gestrige Bastelprogramm ist beendet, heute soll proviantiert werden!

9:30 Uhr OESZ: Die Basis an Proviant ist dank vieler Hände in 6 oder 7 Einkaufswagen verstaut. Wenige Hände bereiten in der Zwischenzeit das Boot vor, worüber der Schiffer sich besonders freut.

15 Uhr OESZ: Leinen los. Wir umrunden Korfu im Norden, leider herrscht nur schwacher Wind, der dafür aber genau aus Norden kommt, sodass wir nicht segeln können. Zum Glück ist der Nordwest angesagt, den wir für einen schönen Ritt nach Festlanditalien gut gebrauchen können.

17 Uhr OESZ: Ein in alle Richtungen gut verdauliches Essen wird gereicht. Erste Pflaster gegen Seekrankheit sind bereits geklebt.
Groß und G3 gesetzt, ein Willkommensschluck an Neptun wird ausgegeben.

18 Uhr OESZ: Wetter: Bewölkt mit Niederschlagsmengen von 200 mmHPX-Stiefel-Säule, Größe 44.
Die Begrüßungsbotschaft an Neptun ist angekommen, jedenfalls grüßt er mit einem ausgiebigen Schauer zurück.
Kurs wird auf Italien abgesetzt, Griechenland ist eindeutig zu nass!

20 Uhr OESZ: Wachwechsel, die Backbordwache bleibt zum Glück trocken. Wir warten auf den schönen, frischen Wind aus Nordwest, irgendwie hat er auf Südost gedreht. Was soll‘s, Amwindsegeln macht sowieso mehr Spaß! Constantin mit C freut sich, intuitiv die Koje auf der richtigen Seite gewählt zu haben! Ein echter Teufelskerl eben!

22 Uhr OESZ: Der Barograph zeigt seit mehreren Stunden eine waagerechte Verlaufslinie. Entsprechend wenig bewegte Luft ist im Orbit. Die Segel werden im Verlauf eingeholt.

14.05., Korfu – Reggio di Calabria

00:00 Uhr OESZ: Wetter: Wechselnd zu- und abnehmender Wind aus SE, NW, E aber auch West. Macht Sinn! Die Steuerbordwoche übernimmt, im Verlauf kommt Wind auf. Ob es an Abu Hein, dem Schotenflüsterer, liegt?
Gelegentliches Wetterleuchten am Horizont ohne akustisches Begleitereignis.

10:00 Uhr OESZ: Das erste „Schildkröten querab“-Manöver wird bei Sonnenschein gefahren.

14:00 Uhr OESZ: Wir stellen fest, dass die Heckdusche defekt ist. Zum Glück haben wir einen achterpiekgängigen Schiffer dabei, der flugs den kausalen Knick in der Leitung findet. Ein Glück, die Haarwäsche ist gerettet!

18:00 Uhr OESZ: Leider bleibt der angesagte stärkere Wind ein Wunsch, sodass wir am Ende des Tages mehr Stunden unter Maschine als unter Segeln auf der Uhr haben. Warum macht die Vorhersage so viel Hoffnung, die so bitter enttäuscht wird?

Wir lenken uns mit kulinarischen Dingen ab und bestaunen die Fauna (noch mehr Meeresschildkröten und ein Bordvogel).

15.05.: Korfu – Reggio die Calabria

00:00 OESZ: So langsam - zunächst unter Segeln - nähern wir uns Italienischen Gewässern. Leider dauert das Segelvergnügen nicht lang.

04:00 Uhr OESZ: Die zu 100% bebrillte Backbordwache übernimmt, langsam frustriert vom Reisen unter Motor. Wir sind Festlanditalien bereits handyempfangsnah gekommen. Auf Anraten von sämtlichen Windvorhersageprogrammen beschließen wir, ein wenig weiter von der Küste entfernt unser Glück zu suchen.

08:00 Uhr OESZ: Dieser Schlenker lässt das Vertrauen in die Vorhersage vollends enden, denn auch dort finden wir keinen Wind.
Als Alternativprogramm holen uns eine ordentliche Regendusche (mit Feststoffanteil!) sowie eine Komplettflaute ein. Vor allem der Regen ist für den optimalen Durchblick bei der fehlsichtigen Horde wirklich sehr hilfreich.
Immerhin: Nach dem Regen kam die Sonne!

14:00 Uhr OESZ: Die Steuerbordwache bleibt den Tag über trocken. Wir umfahren Ballen und Spitze von Italiens Fuß bei bestem Wetter. Es gibt viel Musik zu hören und es herrscht Freude über die aufkommende Wärme.

17:00 Uhr OESZ: Ankunft in Reggio di Calabria. Durch Erdbeben und Weltkrieg mehrmals zerstört und aufgebaut, ist es keine schöne Stadt, sondern vielmehr eine städtebauliche Katastrophe. Im Hafen laufen uns auf dem Steg sämtliche Bettinellis (Anmerkung Webredaktion: Angehörige eines Crewmitgliedes) entgegen und freuen sich über unsere Ankunft!

16:30 Uhr MESZ: Ein Sundowner wird gereicht und inspiriert von unserer Musik stellen wir neben der Zeit nun auch die Bordsprache um: Französisch. Wir sind schließlich in Italien!
Abends bereitet Don Rainer [sprich: Rennier] seine berühmte Pasta Putanesca. Ein fröhlicher Abend!

16.05.: Reggio di Calabria – Straße von Messina – Lipari

07:30 Uhr MESZ: Der Plan des Pyjamastarts um 04:00 Uhr ist ganz knapp nicht aufgegangen, keiner weiß warum. Außer Jan. Der hatte den Wecker schließlich gehört und sich genüsslich umgedreht.

Dremu, Hein und Frieda führen an diesem Vormittag die Wache durch die Straße von Messina.
Zunächst trocken und unter Segeln versuchen wir, den Tücken der Strömung zu entgehen – mit mäßigem Erfolg. Aufgrund von „Strömungen aus wechselnden Richtungen“ (Zitat des Schiffers) zeichnen wir unser persönliches Stromdreieck im Track, bevor der Motor uns vor einem Ende im Schlund der Charybdis retten muss.
Später gründen wir den „Club Tropicana“: laut Songtext ist der Mitgliedsbeitrag ein Lächeln im Gesicht und wir haben eine Laune, die sich reziprok zum Wetter verhält (Laune: überragend; Wetter: not so much).
Im Verlauf des Tages gleicht sich das Wetter zum Glück der Stimmung an.

14:00 Uhr MESZ: Der Code 1 ist gesetzt und um noch schneller da zu sein, baumen wir die G3 aus. Manche würden sagen, wir können keinen Spi segeln, wir sagen: Schnickschnack!! Wir hören SEEED, haben gute Laune und außerdem „ist das unser Gebiet“!!

16:00 Uhr MESZ: Ankunft in „Libbari“. Vom Französischen sind wir irgendwie ins badisch-schwäbische Kauderwelsch abgerutscht.
Im Hafen von Lipari machen wir klardeck und werden von Rollgroß segelnden Charterseglern bestaunt, wie wir unser Groß auffalten.
Im Anschluss folgen Ortserkundung und Flanieren an der Hafenpromenade.

17.05.: Lipari - Panarea

12:00 Uhr MESZ: Der Tag beginnt erneut später als gedacht, aber entsprechend unserem Chronotyp. Nach dem Frühstück wird kurz nachgerüstet: Die Lebensmittel verbrauchen sich erstaunlich schnell.
Vor dem Ablegen gibt Abu Hein Unterricht zur Theorie des Spisegelns. Juan baut einen kleinen Übungsspi an, sicher auch als Sturmspi interessant.
Schließlich laufen wir mit der Absicht, Spitraining zu betreiben, aus. Leider kommt der Wind (wie eigentlich immer auf dieser Reise) aus der falschen Richtung.
Macht aber nichts: Hauptsache, wir segeln! Tagesziel ist das 11 nm entfernte Panarea, wo wir abends ankern wollen.

Ab 17:00 Uhr MESZ: Das Ankermanöver - eine spannende Geschichte! Das Ziel fest im Blick schwimmen Consti und Juan durch quälende Quallenschwärme an die Felsen der Bucht und bringen eine Heckleine aus. Alles läuft wie am Schnürchen, es ist traumhaft schön – hell, ruhig, keine Zivilisation in Sicht. Der Blick fällt auf Lipari, während die Sonne untergeht.
Dieses Schauspiel genießen wir an Deck, bis ein Grillfest beginnt, das seinesgleichen sucht!
Den krönenden Abschluss des Abends bildet ein Lagerfeuer an Land unter silbernem Vollmond. Bis um 03:30 Uhr gehen wir gemeinsam Ankerwache, danach reduziert es sich auf den standhaften Kern der Hamburger Sängerknaben, der bis zum Sonnenaufgang pflichtbewusst der guten Seemannschaft nachgeht.

18.05.: Panarea – Stromboli

10:00 Uhr MESZ: Nach einem „ruhigen“ Start in den Tag lichten wir den Anker und nehmen Kurs auf Stromboli. Keine weite Strecke, doch der Wind reicht erneut nicht aus, um uns über das Frühstück hinaus segeln zu lassen. Aber was soll man machen! Wir lassen uns vom Vulkan ablenken, der uns mit seinen unterschiedlich gefärbten Aschewolken verwirrt: Gibt es nun einen Papst oder nicht?

13:00 Uhr MESZ: Der Anker fällt vor Stromboli. Auf dem „Schlappen Willi“ (Anmerkung Webredaktion: das Schlauchboot) düsen Jan und Dremu fröhlich los und erkunden die Küste. Sie kehren mit fangfrischem Fisch direkt vom Kutter zurück.
In der Zwischenzeit organisiert Rainer die Besteigung des Stromboli.

16:00 Uhr MESZ: Dankenswerter Weise bleibt Hein an Bord, um Ankerwache zu halten und dem Walross Two Step und Rocksteady nahezubringen. Alle anderen setzen über auf die Insel und wollen den Vulkan besteigen. Es wird eine fabelhafte Tour! Bilder sagen an dieser Stelle mehr als Worte, also stellen wir ein paar Impressionen bereit.

23:00 Uhr MESZ: Nach Ende der Besteigung zickt der Außenborder des Schlappen Willis, sodass gepetschelt werden muss. Im Verdacht steht der Vergaser.

01:00 Uhr MESZ: Wer wird schon müde sein nach einer langen Nacht und Vulkanbesteigung? Auf Wunsch einer einzelnen Dame, die leider am Folgetag das Schiff verlassen muss, gibt es noch Stromboli-Fisch satt.
Ein harter Kern macht durch, bis um 6 Uhr der Zeitpunkt gekommen ist, Lebewohl zu sagen!

Da waren es nur noch 7, schade!

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