Geschrieben von am 12. Mai 2019

Fahrtgebiet: Kykladen gegen den Uhrzeigersinn von und nach Lavrion (Athen)
Zeitraum: 13.4.2019 bis 27.4.2019
Strecke: 235 sm, davon 190 sm unter Segeln und 45 sm unter Motor

Der Wunsch seiner 13 - jährigen Nichte, einmal auf „Walross“ zu segeln, hatte den Schiffer auf die Idee gebracht, die Familien seines Schwagers aus München und seines Vereinskameraden aus Potsdam auf dem „Walross“ zusammenzubringen. So war in den Osterfeien eine elfköpfige Familiencrew auf Tagesreisen in den Kykladen unterwegs, davon neun Crewmitglieder mit gleichem Nachnamen, fünf Kinder von 11- 15 Jahren, vier Zwillinge, zwei „Alte Damen“ und zwei Schiffer - alle miteinander verwandt.

Das Schiff hatte ja in Lavrion, südlich von Athen überwintert und war nach einem hervorragenden Arbeitseinsatz der Aktivitas und des See-TM’s, die Anfang April extra nach Athen geflogen waren (vielen Dank dafür!), in einem sehr guten Zustand.

Athen als Wiege der Demokratie nur als Flughafen zu nutzen war uns dann doch zu wenig, und so ging es am Sonntag erst einmal mit dem Mietbulli auf die Akropolis und zu Fuß durch die netten Viertel der Innenstadt. Eine spannende Mischung aus Antike, kreativen Ecken und morbidem Charme des krisengeschüttelten Landes bot sich uns.

Die Kinder konnten es kaum erwarten, am Montag dann endlich in See zu stechen - natürlich erst nach einer ausgiebigen Sicherheitseinweisung und der Ansage einer generellen Schwimmwestenpflicht auf See. Bei 14°C Luft- und 16°C Wassertemperatur ging es bei zunächst sonnigem Wetter mit raumem Wind Richtung der Insel Kythnos in 24 sm Entfernung. Ziel ist eine schöne Doppelbucht mit Sandbrücke zu einer kleinen vorgelagerten Insel.
Eine Gewitterböe lässt dann um 5h morgens den Anker ausbrechen, der dann noch eine andere Ankerkette vom Grund mit hochbringt, die sich erst mit Hilfe des „Schlappen Willis“ (das Schlauchboot) vom Anker lösen lässt. Bei stockdunkler Nacht und Regenschauern ankern wir nicht wieder, sondern laufen aus der Bucht aus zum nächsten Hafen auf der Insel Serifos. Auf See erwarten uns dann gute 6 Windstärken von achtern, bei der wir erst unter Top und Takel ablaufen und die Stagfock zum Setzen klarmachen. Beim Hochdrehen unter Motor zum Setzen des Segels fällt die Seewasserkühlung aus. Wie sich hinterher herausstellt, war der Impeller komplett zahnlos. Das auf-Deck-bringen des „Schlappen Willis“ ist bei dem starken Wind und den Wellenbedingungen herausfordernd. Auf See können wir die Motorkühlung durch Wechsel des Impellers wieder in Gang setzen, und alle sind froh, am Abend im netten Hafen von Serifos einen sicheren Liegeplatz zu finden.

Der Charme am Revier der Kykladen ist, dass die Inseln in 20 sm Abstand in der Ägäis liegen und man zum Inselhopping je nach Segellaune und Windrichtung die passende Insel findet. Die Häfen und die Liegeplätze müssen dann gut ausgewählt werden, da das Walross mit seinen 3 m Tiefgang nicht in die Standardhäfen passt.

Unser nächstes Ziel liegt im Süden, die Insel heisst „Ios“. Mit raumem frischem Nordwind geniessen wir unter G4 und gerefftem Groß einen schönen Segeltag. Auf „Ios“ angekommen erkunden wir die Inselhauptstadt, die mit seinen 1.400 Einwohnern zu dieser Jahreszeit sehr beschaulich ist. Das ändert sich dann von Juni bis August, wo zehntausende junge Partytouristen die Insel in Beschlag nehmen und die Straßen zwischen Strand, Stadt und Hafen zu einer enormem Partyzone machen.
Wir verbringen die nächsten drei Tage eingeweht in „Ios“, da bei stürmischem Nordwind ein Aufkreuzen durch die Düse zwischen den Inseln Paros und Naxos mit der Familiencrew nicht so schön wäre. Diese Wetterlage beschert uns einen unvergesslichen Ostersonntag am Strand, bei dem ein Teil der Crew auch bei 16 Grad ins kristallklare Wasser springt.
Am Ostermontag kommt dann endlich der ersehnte mäßige Wind, der uns unter G4 und gerefftem Groß das Aufkreuzen über 48 Meilen nach Paros ermöglicht. Dort finden wir im Hafen von Naoussa einen wunderbaren Liegeplatz. Der historische Fischereihafen mit seinem malerischen Hafenbecken, das von weißen Tavernen eingerahmt und von einem Fort aus venezianischer Zeit beschützt wird, ist einfach traumhaft und soll der schönste Hafen der Kykladen sein.

Am Dienstag geht’s weiter 22 sm nach Mykonos. Bei halbem Wind und ruhiger See erreicht das „Walross“ unter G4 einen Topspeed von über 10kn. Ein toller Segeltag, bei dem auch die Kinder gerne steuern. In Mykonos legen wir einen Hafentag ein und streifen durch die Altstadt, zum berühmten Windmühlenberg und auch zum nahegelegenen Strand.
Am Donnerstag geht es dann zum Sonnaufgang mit Pyjamastart auf den gut 60 sm langen Schlag nach Westen zurück nach Lavrion. Erstmals auf der Reise haben wir stellenweise nur schwache Winde, und es wird abwechselnd gesegelt und motört.

Highlight des Tages ist eine Gruppe von zehn Delphinen, die rund um das „Walross“ auftauchen und sich zehn Minuten bewundern lassen. Dann schwimmen sie weiter, offensichtlich ist ihnen das „Walross“ bei dem flauen Wind als Spielkamerad zu langsam.

Zum Abend kommen wir wieder wohlbehalten in der Olimpic Marina von Lavrion an und finden einen Liegeplatz längsseits der Mole, von der die An- und Abreiselogistik gut funktioniert.

Wir haben auf „Walross“ schöne zwei Wochen erlebt, die die Familien aus Potsdam und München, die sich ja auch nicht so oft sehen, gut zusammen verbracht haben. Auch den noch Unbefahrenen sind auf der Reise Seebeine gewachsen, und die Frage eines Kindes zum Abschluss der Reise, wieviel Quadratmeter Wohnfläche das Walross wohl habe (weniger als das Kinderzimmer!?!), hat uns gezeigt, mit wie wenig Platz man doch auch auskommen kann, wenn alles gut organisiert ist.

Die Kykladen sind ihrem Ruf als Starkwindrevier auch in der Vorsaison gerecht geworden. Die Inseln sind jede für sich genommen sehr unterschiedlich, die Bandbreite geht von ursprünglich - urig, über jung und hip bis hin zu internationalem Jet-Set Flair.

Man findet Häfen in das auch das „Walross“ passt, Liegegelder sind günstig oder sogar kostenlos, da sich niemand um das Kassieren kümmert.
Damit sind die Kykladen ein ideales Revier für Tagesreisen, das jeder Altersgruppe und jedem seglerischen Anspruch gerecht wird.

Schöne Seereise ex!

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