Nach unserer Rückkehr nach Malta machten wir uns fleißig ans Basteln und Ausräumen. Der Schiffer schrieb unermüdlich Arbeitslisten, um das Schiff in den vorherigen Stand zu versetzen bzw. noch das ein oder andere darüber hinaus zu verbessern. Auch unser geliebter Container C14 hatte seine Halbwertszeit überschritten und wurde von uns vollständig ausgeräumt. Mögliche Badeausflüge mit dem Schiff verhinderten neben den Aufräumarbeiten aber auch die ungünstigen Windverhältnisse, sodass wir das WALROSS einfach für die restlichen Tage in seiner Box beließen.
Nach getaner Bastel-, Spleiß- und Ausräumarbeit besuchten wir am zweiten Abend ein hervorragendes Fischrestaurant in Vallettas Altstadt mit Blick auf das alte Fort, welches wie bereits beschrieben als Location der Pre-Race-Party gedient hatte. Auf dem Rückweg probierten wir erneut Navigationsoptimierungen aus, jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Weiterhin führen alle Wege bergauf.
Während eine körperliche Erholung langsam einsetzte, verblieb das sprachliche Niveau an Bord auf weiterhin gefährlich geringem Niveau. Aus wirklich jedem Begriff mit einer möglichen Doppeldeutigkeit zauberten wir Wortwitze. So stellten wir beispielsweise fest, dass die kinderlosen Herren an Bord beim Essen doch eigentlich keinen Feta bekommen sollten, dieser sei schließlich den Vätern vorbehalten. Auch die Finanzierung von Kirchen durch Eintritt und Spenden wurde hinterfragt. Wie soll denn auch die Unterhaltung einer Kirche auf diese Art gesichert werden, wo doch Geldscheine gar nicht reden können. Dieses Niveau hielt bis zum Abflug an. Noch am Flughafen lernten wir, dass Rosinen oft Helme tragen, weil sie in den Stollen gehen.
Am Freitag, unserem letzten Tag in voller Crewstärke, unternahmen wir einen Ausflug nach M'dina und bestaunten die Altstadt, welche auch als Kulisse für Game of Thrones Bekanntheit erlangte. Der Weg im Bus dahin gestaltete sich als Abenteuer. Nach längerer Wartezeit an der Haltestelle ergatterten wir die letzten Reihen im Bus, nur um dann dort einer auf Schockfrostung eingestellten, tropfenden Klimaanlage zu begegnen. Dank des längeren Staus hatten wir jedoch ausreichend Gelegenheit, verschiedene Bastellösungen zu entwickeln, um das Problem einzudämmen. M'dina entschädigte uns für die Anfahrt mit vielen Postkartenmotiven. Da jedoch wirklich jeder Tourist die exakt gleichen Bilder macht, regten wir die Verteilung von SD-Karten mit bereits fertigen Aufnahmen aller Motive an, damit man zumindest den Stadtbummel dann auch wirklich genießen kann.
Die Katakomben von Rabbat, welche wir anschließend ansteuerten, waren leider bereits geschlossen als wir dort eintrafen. Wir waren nicht sonderlich traurig, hatten wir die letzten Tage doch genug Erfahrung mit engen und schlecht riechenden Räumlichkeiten sammeln dürfen. Außerdem konnten wir so früher zum Schiff zurück, um uns für das Captain's Dinner vorzubereiten. Der Schiffer hatte ein Lokal mit bestem Ausblick neben dem Royal Malta Yacht Club für diesen Abend ausgesucht.
Der Kellner war von unserer ausgelassenen Stimmung direkt derart mitgerissen, dass er die ersten beiden Flaschen Wein krachend auf den Boden warf. Die Gäste an den Nachbartischen misinterpretierten dies möglicherweise als unser Fehlverhalten und setzten sich um, sodass wir anschließend viel Platz für uns alleine hatten. Bei dem einen oder anderen Trinkspruch, bestem Essen und lobenden Reden genossen wir einen sehr angenehmen Abend.
Samstag wurde aufgrund der für mittags angesetzten Siegerehrung die Schiffsübergabe an Claus von zwölf auf neun Uhr vorgezogen. Letztlich wurde es dann neun Uhr maltesischer Zeit, trotzdem erreichten wir alle die Siegerehrung im Mediterranean Conference Centre rechtzeitig. Das Gebäude ist ein ehemaliges Krankenhaus des Malteserordens und liegt direkt hinter dem Fort Sankt Elmo am wasserseitigen Ende Vallettas mit Blick über den Great Harbour. Die Republic Hall, mit bis zu 1.400 Sitzen das größte Auditorium Maltas, bot eine beeindruckende Kulisse für die Veranstaltung. Die ursprünglichen, gelben Backsteinmauern sind in den Seitenwänden noch zu sehen und bilden einen gelungenen Kontrast zum imposanten tiefroten Vorhang auf der Bühne.
Bei der Verleihung der Preise für die vielen Klassen und Sonderpreise durfte jeder, der in Malta Rang und Namen hat, einmal zur Überreichung auf die Bühne treten. Immerhin bot dieses Prozedere viel Raum für Applaus. Als krönender Abschluss wurde noch ein Videoclip des Rennens präsentiert. Mit kräftiger Popmusik unterlegt und einigen beeindruckenden Szenen vom Rennen, z.B. aus der von Blitzen durchzuckten Nacht in der Straße von Messina, hat Rolex einen imposanten Imagefilm für das fünfzigjährige Jubiläum des Middle Sea Races geschaffen. Wir konnten uns gemütlich im Saal zurücklehnen und noch einmal 12 Minuten lang unsere Heldentaten bestaunen.
Die anschließenden Refreshments wurden in den ehemaligen Stallungen gereicht, welche nun eine festlich geschmückte, hunderte Meter lange Backsteinhalle ist. Als ehemaliges Krankenhaus gab es noch ein Museum in den Katakomben. Dort genossen wir bei einem Glas kühlem Wein den Anblick abgetrennter Arme und Beine, bevor wir uns Richtung Schiff aufmachten, um unsere Sachen einzusammeln und der nachfolgenden Crew eine schöne Reise zu wünschen.
Wir schließen mit den Worten des Schiffers:
Gut gesegelt, tolle Crew, schöne Seereise EX!
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