Geschrieben von am 25. Oktober 2018

Die Rauschefahrt mit Genua 4 und gerefftem Groß konnten wir bis Lampedusa fortsetzen. Bei starkem Wellengang mussten wir den Rudergänger regelmäßig austauschen. Glücklicherweise ermöglichte uns der Vollmond nachts meistens gute Sicht auf die umliegende See. Gegen ein Uhr war wieder Land in Sicht. Lampedusa sowie die Nebeninseln lagen vor uns und wir konnten die ersten Leuchtfeuer erkennen. Wir wollten möglichst eng um die Insel einkurven, um im Windschatten das zweite Reff einzustecken. Die Ansteuerung erwies sich als schwierig, da wir den westlichen (Richtung Tunesien weisenden) Leuchtturm nicht erkennen konnten. Der Schiffer deutete den Namen Lampedusa daher in "Lampe duster" um. Mehrfaches Nachfragen aus dem Cockpit und entsprechende deutliche Antworten des Navigators sorgten dafür, dass am Ende auch die Freiwache die Kennung der Leuchtfeuer auswendig kannte.

Auf dem AIS erkannten wir, dass andere Yachten den Hafen anliefen und die Wettfahrt damit beendeten. Andere verkleinerten wie wir die Segelfläche, um sich für den letzten Schlag hoch am Wind bei weiterhin 30 Knoten und mehr zu wappnen. Während mit WALROSS die wieder einsetzende See zumindest erträglich war, drehte eine Yacht direkt hinter uns ab, als sie die Abdeckung verließ. Mit dem Seegang und dem Druck in der Luft wurde der Kurs hoch am Wind zu einer Achterbahnfahrt unter Deck. Das Wachsystem, das wir als System mit drei Wachen organisiert hatten, löste sich in dieser Nacht vollständig auf. Wer von den Wachführern noch Kraft hatte, wurde zum Steuern an Deck gerufen. Bis zum Morgen normalisierten sich die Bedingungen, sodass der Anlieger nach Malta bei stabilem Wellensystem allmählich zu einer Fahrt wie auf Schienen wurde. Nur gelegentliche Weichen durfte man nicht versehentlich mitnehmen.

Seit Gozo gegen 9 Uhr in Sicht kam, war die gesamte Crew an Deck und fieberte dem Ziel entgegen. Für den letzten Schlag Richtung Süden bereiteten wir noch einmal den Spi vor, was dank Ersatzfall wieder möglich war. Die letzten 10 Meilen konnten wir somit bei Kaiserwetter mit Spi und gut 9 Knoten Fahrt vor der malerischen maltesischen Küste absolvieren. Alternativ: Die letzten 10 Meilen waren wieder vom Radio Magnus geprägt: „Fall ab, nicht tiefer, langsam runterdrücken, kein Druck, du musst anluven, Schotrimm, neuer Druck am Schiff, Fahrt aufnehmen, noch nicht abfallen, jetzt Tiefe mitnehmen ...“. Die Zwischenfrage nach dem Plan für die Einfahrt in die Bucht beantwortete er lediglich damit, dass natürlich noch eine Halse gefahren und dann halt ins Ziel gefahren wird.

Mit vernünftiger Creweinteilung konnten wir bis auf die letzten Meter Spi fahren und um 13:07:48 die Ziellinie passieren. Parallel zum Zieldurchgang öffneten wir knallend den Champagner. Eigentlich wollten wir eine der beiden Flaschen an Bord zum Bergfest vor Palermo trinken, jedoch entsprach dies zu diesem Zeitpunkt nicht dem allgemeinen Willen der Crew. Glücklich fielen wir uns im Ziel in die Arme. Direkt im Anschluss gingen wir zügig zum Anleger über und klarten zurück am Steg sofort das Schiff auf. Unter Deck bereiteten wir die großzügigen Nudelreserven zu, während wir an Deck die allgemeine Reinigung und Spülung sämtlicher Beschläge, Rollen, Ölzeug und Rettungswesten mit Süßwasser begannen. Nach dem Essen gingen wir direkt zur Komplettreinigung des Schiffes über und begannen mit dem Einräumen des Schiffes mit dem Material aus C14. Eine allgemeine Heiterkeit begleitete die Arbeiten, da wir das mittlerweile gut erprobte Motto umsetzten: „Nach müde kommt doof“.

Für einen abendlichen Ausflug zum Italiener fehlte uns nach der dringend notwendigen Dusche die Kraft. Daher wurden die restlichen Bordbestände geplündert und begonnen, das Seemannsgarn zu spinnen. Bei dem Genuss eines Rühreies aus unseren verbliebenen 200 Eiern sinnierten wir über die 10 Meter hohen Wellen und die mindestens 50 Knoten Wind in der Straße von Sizilien....

Es grüßt aus Valletta
die zufriedene WALROSS-Crew

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