Geschrieben von am 23. Oktober 2018

Middle Sea Race - Tag 1 oder: Von Vulkanausbrüchen und Parkanlagen

Samstagmorgen ging es endlich los. Um 11:40 Uhr Ortszeit sind wir in der drittschnellsten Gruppe gestartet. Der Startschuss wird traditionell als Kanonenschuss von den Festungsmauern abgegeben. Beobachtet von hunderten Zuschauern auf sämtlichen Aussichtspositionen legten wir einen gelungenen Start in einer schönen Lücke mittig auf der Linie hin. Die anderen Yachten konnten etwas schneller beschleunigen und vor uns die Molenköpfe passieren. Direkt danach gingen wir auf einen kurzen Verholeschlag mit Code One und anschließend auf einen langen Anlieger Richtung sizilianischer Südküste. In den Abendstunden hatten wir die Küste erreicht und kreuzten bei Mondschein an dieser entlang.

Mit der Nacht nahm der Wind in Etappen ab, sodass wir uns mit einigen Wenden und Segelwechseln von Windfeld zu Windfeld hangelten. Um nicht in den Gegenstrom zu kommen, versuchten wir dicht unter Land zu bleiben. In den Morgenstunden hatte sich der Wind ganz verabschiedet. Halbstündige Fahrten unter Code One bzw. Bärchenspi machten uns Hoffnung, am Ende blieben wir aber stundenlang vor Syrakus hängen. Hier hatten wir ausführlich Gelegenheit, die "Park"anlagen der Stadt zu bestaunen. Mittags setzte Wind aus südlichen Richtungen ein und erlaubte uns eine Spifahrt, die uns endlich wieder auf Geschwindigkeiten jenseits der 7 Knoten beschleunigte. Aus der Ferne hörten wir bei dunkler werdendem Himmel immer wieder dumpfes Grollen und Donnern. Da wir uns Stromboli nähern, vermuten wir nicht, wie naheliegend, ein Gewitter, sondern mehrere Vulkanausbrüche.

Es grüßt aus der Straße von Messina
die WALROSS-Crew

 

Middle Sea Race - Tag 2 oder: Italien und die Digitalisierung

Die abendliche Fahrt unter Spi wurde schnell zu einem heißen Ritt. Der Himmel zog sich zu, voraus und querab zu beiden Seiten beobachteten wir Wetterleuchten und der Wind nahm kontinuierlich zu und drehte rechts. Um nicht mitzudrehen, halsten wir auf Bb-Bug. Das Manöver gelang den Umständen entsprechend sehr ordentlich. Aufgrund des weiter westlich drehenden Windes haben wir den Spi geborgen und konnten mit geschrickten Schoten die östliche Seite des TSS (Traffic Separation Scheme, deutsch: Verkehrstrennungsgebiet) in der Straße von Messina anliegen. Die Hoffnung auf einen glatten Rutsch nach Norden erfüllte sich dann leider doch nicht.

Die Italiener nehmen die Digitalisierung sehr ernst; insbesondere die Meteorologen sind hier Vorreiter. Entsprechend kennt der Wind auch nur digitale Zustände: An und Aus. In der Nacht war Wind von 2 bis 34 Knoten vorhanden, meist spontan wechselnd. So wurde mehrfach aus einem Raumschotskurs, teils unter Code One, zunächst eine Kreuz unter Genua 3 und anschließend ein Treiben in der Flaute, um im nächsten Moment wieder in eine schöne Raumschotsrutsche mit 7 kn Fahrt zu wechseln.

Nach der Ausfahrt aus der Straße von Messina wollten wir bei achterlichen Winden vom Code One auf den Bärchenspi wechseln. Immer noch in nächtliche Dunkelheit gehüllt sahen wir in fast allen Richtungen Blitze durch den Nachthimmel zucken, während der Wind auf bis zu 34 Knoten TWS (True Wind Speed, deutsch: Wahre Windgeschwindigkeit) zunahm. Bei gut 11 Knoten Fahrt betrug der scheinbare Wind meist um die 20 Knoten, die Gesamtsituation hielt uns dann aber vom Spisetzen ab. Mit dem einsetzenden starken Regen setzten wir die G3 und nutzen den restlichen Wind der Zelle für eine Rauschefahrt Richtung Stromboli. Pünktlich zum Wachwechsel nahm der Wind komplett ab, sodass wir bei Flaute im Regen "einparkten". Einige Trimm- und Wendemanöver später setze der Wind wieder ein und wir konnten mit dem Bärchenspi und 20 Knoten achterlichem Wind Stromboli runden. Nun segeln wir einen 120 nm (Nautical Miles, deutsch: Nautische Meilen) Schlag Richtung Westküste von Sizilien. Der mittlerweile aufgeklarte Himmel sowie die kräftige Morgensonne sind zusammen mit einem kräftigen Frühstück eine gute Erholung nach einer anstrengenden Nacht. Südlich sehen wir aktuell die Äolischen Inseln, von deren Schönheit bereits die Vorcrew ausführlich zu berichten wusste.

Es grüßt aus der Nähe der Äolischen Inseln
die WALROSS-Crew

 

Anmerkung der Web-Redaktion

WALROSS 4 konnte in der Nacht (aktueller Stand 09:00 Uhr) die kanadische HERMES hinter sich lassen und hat noch ein weiteres Boot der IRC 3, die ZENON aus Österreich, eingeholt. Beide Kontrahenten liegen jedoch dicht auf. Es bleibt spannend!

Die erste Monohull (dt.: Einrumpf) -Yacht hat heute um 02:07:55 CEST die Ziellinie überquert: die RAMBLER (USA).

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