Geschrieben von am 20. Oktober 2018

Mittwoch startete als erster Teil des Middle Sea Races ein Coastal Race, das von Valletta nach Gozo, der nördlichen Insel des maltesischen Staats, führte. Insgesamt nahmen nur wenige Yachten an dem Rennen teil. Wir entschieden uns ebenfalls gegen eine Teilnahme, um mehr Zeit für gezielte Übungsschläge sowie sonstige Vorbereitungen zu haben. Die Beobachtung des Startfeldes wollten wir uns trotzdem nicht entgehen lassen und so legten wir früh ab und genossen das Panorama. Anschließend setzten wir die Segel und erprobten bei 20 bis 25 kn Wind aus Südost sowohl die G4 und das erste Reff wie auch den Sturm-Spi. Bei Sonnenschein und spürbarem Druck in der Luft schnellte das WALROSS mit bis zu 14 kn an der Ostküste Maltas vorbei. Auf dem Rückweg bauten alle Crewmitglieder ihre Erfahrung beim Rudergehen hoch am Wind aus.

Bei der Rückkehr im Hafen wartete bereits die frisch angelieferte Genua 3 auf uns, die wir freudig in Empfang nahmen. Parallel warteten wir drei weitere Winschen, überprüften noch einmal die kurz zuvor in der Hafeneinfahrt ausgefallene Kühlung des Motors, lenzten einige volle Bilgenkompartements (Cliffhanger: „Wo kam das ganze Wasser her?“) und räumten ein paar weitere Dinge von Bord. Abends wurde aus einem geplanten schnellen Topf Spaghetti Carbonara ein engagiertes Gemeinschaftskochen. Dem Hauptgericht fügten wir noch Bruscetta als Vorspeise sowie einen hervorragenden Kuchen und eine ausführliche Weinverkostung als Nachspeise hinzu. Musikalisch untermalten wir den Abend mit dem beliebten mp3-Player, besser bekannt als „DJ Shuffle“. Ein Ergebnis unserer Weinverkostung war die Entsorgung des von der Vorcrew eingekauften Weißweines für EUR 2,39 pro Flasche. Je nach eingeschlagener Fachrichtung erklärten einige Crewmitglieder dem „hochinteressierten“ Publikum Cum-Ex-Geschäfte oder Abkürzungen wie OKFF. Insgesamt stellte ein Crewmitglied dabei fest, dass jedenfalls zu viele Wirtschaftsfuzzis an Bord seien.

Dankenswerter Weise klingelten die Wecker am nächsten Morgen etwas später und auch der Schiffer hielt uns nicht zur Eile an, denn der stetig deutlich zunehmende Wind bot nicht mehr die gewünschten Übungsbedingungen. Daher verbrachten wir den Tag mit den letzten wichtigen Arbeiten am Schiff, z.B. der Fehlersuche nach dem Druckverlust im Frischwasserkreislauf (Anknüpfung zum obigen Cliffhanger: ein Schlauch hatte sich gelöst, vom Finder des Lecks nur kommentiert mit: „Aber mir glaubt ja keiner... .“), dem Anbau der AIS-MOBs an die Rettungswesten, weiterer Winschenwartung und natürlich der finalen Proviantierung. Es stellten sich bei letzterem einige Probleme ein. Wenn beispielsweise ein Block Parmesan gekauft wird, muss wohl oder übel auch eine der vier Parmesanreiben zurück aus C14 an Bord geräumt werden. C14 ist der uns zugeteilte Container, in welchen wir sehr ambitioniert so viel wie möglich von Bord geräumt haben. Leider entdecken wir regelmäßig Dinge, die wir für das tägliche Bordleben benötigen, die aber bereits in C14 sind.

Nach Abschluss der Arbeiten warfen wir uns alle in unser Landgangsoutfit, um der abendlichen Party beizuwohnen. Der Veranstalter hatte das alte Fort auf der Insel nördlich von Valletta mit Zelten, Bars, Buffet und einer Tanzfläche ausgestattet. Es bot so eine perfekte Kulisse für einen ausgelassenen Abend. Am Himmel beobachteten wir durchgehend starkes Wetterleuchten, während auf der anderen Seite die nächtliche Skyline von Valletta still ruhte. Die Tanzfläche bespielte nicht nur eine Instrumental-Modern-Orchestral-Pop-Band-Kombo (wir können uns nicht auf einen Namen einigen), sondern auch ein Animateur mittleren Alters, der die Gäste zu Tanzhöchstleistungen anspornte. Trotzdem wählten wir ein frühes Shuttle, um noch einigen Schlaf zu erhalten. Die Hälfte der Crew entschied sich dann jedoch, diesen zeitlichen Gewinn in eine Cockpitparty zu investieren.

Freitag fuhren wir zum letzten Trainingsschlag hinaus. Abgesehen vom alten Schwell boten 15 Knoten Wind und Sonnenschein ein gutes Trainingsumfeld. Nacheinander probierten wir die vollständige Segelgarderobe aus G3, Stagfock, Code One und Bärchenspi aus. Bei den Halsen stellten wir zur allgemeinen Zufriedenheit fest, dass wir einen guten Teil des Verbesserungspotentials bereits ausschöpften. Im „Zentrum der Manöver“ stand jeweils unser weibliches Crewmitglied, das als Pitgirl durchgehend eine gute Figur macht.

Zurück im Hafen plünderten wir die Pestobestände, sodass wir diese sofort wieder Nachkaufen mussten. Einige andere Besorgungen und das Abholen der gewaschenen Wäsche veranlassten einen waghalsigen Stoßtrupp, mit dem Schlappen Willy Richtung Innenstadt aufzubrechen. Bei dem in den Hafen stehenden Wellen wurde dies zu einer durchaus feuchten Angelegenheit. Als essentiellen Bestandteil mussten wir auch noch den Sherry besorgen. Wir konnten uns aus der großen Auswahl von zwei Sorten nicht entscheiden, beschlossen dann jedoch, im Zweifelsfall einfach den Champagner zu trinken, falls der Sherry nicht schmecken sollte.

Nach der Rückkehr vom Einkauf hängten wir die noch feuchte Wäsche überall im Salon auf und aßen dazu die zum Abendessen bestellten Pizzen. Da ja wieder Freitag war, gaben wir unsere Bestellung bei bekannter Adresse auf, die Pizzen in Wagenradgröße lieferte. Von fünf Pizzen konnten wir immerhin drei fast vollständig vernichten.

Die Schiffsführung hatte sich tagsüber dem Wetterrouting gewidmet. Das Skippers Briefing brachte uns keine neuen Erkenntnisse, sodass wir unsere voraussichtliche Reisedauer mit knapp vier Tagen einschätzen. Wir sind noch nicht ganz sicher, ob wir einfach das fertige Routing bei der Regattaleitung einreichen können, anstatt die Strecke tatsächlich zu segeln. Ein Crewmitglied stellte mit Blick auf das Wetterrouting fest, dass bei dem vorhergesagten Wind die anderen Teilnehmer einpacken können. Wir gehen also ganz offensichtlich hoch motiviert dem morgigen Start entgegen.

Sportliche Grüße sendet
die WALROSS-Crew

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