Geschrieben von am 5. Oktober 2018

Problem gelöst: In Neapel konnte die im vorangegangenen Bericht beschriebene Anker-Problematik am Montagvormittag behoben werden, indem ein Taucher den Anker hinauf holte. Dies war sogar überraschend kostengünstig. Da leider kein Crewmitglied der italienischen Sprache mächtig ist, können wir nicht genau sagen, wo das gute Stück sich verhakt hatte.

Ungeachtet der Kommunikationsprobleme kamen wir in Kontakt mit dem Steward unseres Nachbarbootes. Dieser sprach die Damen unserer Crew mitleidig an, als er mitbekam, wie in Ermangelung von irgendwelchen Facilities in der Marina in Mergellina an der Heckdusche geduscht wurde. So kamen wir in den Genuss, die Bäder der 70‘ Motoryacht nebenan mit ihren mit blauem Mosaik verzierten Duschen, WC, BD und Föhn zu nutzen. Da ja sicher zu klein für BD, könnten wir unser WC auf dem Walross zumindest auch mit einem Mosaik verzieren? Vielleicht in ASV-Farben? ... Währenddessen durfte Richard die Werkbank im Maschinenraum benutzen, um den etwas in Mitleidenschaft gezogenen Ankerbeschlag wieder gerade zu biegen. Hat er geschafft, die Ankerbeschlagwippe wippt wieder (…er ist schließlich ein Schiffer…).

Als alles klariert war, hieß es um 14:45 Uhr: „Leinen los!“ mit Tagesziel Capri. Die 15 sm gingen mit Begrüßung Neptuns sowie kräftigem, vom geschulten Ohr als eher mittelschön einzustufendem Sang wie im Fluge vorbei, zumal wir 5 Bft hatten. Vor Capri sollte geankert werden, was sich ob der rapide abfallenden Tiefe als schwieriges Manöver entpuppte. Stromkabel und andere Boote erschwerten das Finden eines sicheren Grundes. Nach drei vergeblichen Versuchen suchten wir einen zweiten Ankerplatz aus, der als solcher sowohl im Hafenhandbuch als auch in der Seekarte verzeichnet war. Dort hielt der Anker – zu gut, wie sich am nächsten Morgen zeigen sollte.

Da wir von unserem Glück zu diesem Zeitpunkt noch nichts ahnen konnten, gingen wir nach einer kleinen, natürlich von Sicherheitsmaßnamen begleiteten, nächtlichen Bademimik und Abendmahl (Pasta Bolognese) seemannsgerecht Ankerwache. Während derer konnte man Sternschuppen sehen, die mediterrane, von ortstypischen Düften geschwängerte Luft genießen und natürlich das Übliche rund um Tagespolitik, Gott und die Welt palavern.

So verging die Nacht schnell und wir wollten aufbrechen, diesmal mit Ziel Stromboli (davor soll es gute Ankergründe geben). Leider sollte dieser Plan nicht aufgehen, denn wieder ruckte die Ankerwinsch unangenehm und die Kette samt Anker konnte nicht aufgeholt werden. Zwei Crewmitglieder versuchten die Ursache mit Taucherbrillen zu erspähen, was aufgrund geringer Sichttiefe wenig aufschlussreich war. Klar war jedoch: nicht der Anker war das Problem, sondern die Kette. Verschiedene Versuche wurden unternommen, sie zu lösen. Dabei wuchsen wir als Crew ähnlich fest zusammen wie die Glieder der an Grund verkeilten Ankerkette. Im Verlauf diverser Versuche wurde immerhin der Anker an Bord gebracht. Die Kette konnte unglücklicherweise nicht dazu bewegt werden, den Weg ans Licht anzutreten. In - seit Neapel - bewährter Manier ließen wir die Kette an markierten Auftriebskörpern an Ort und Stelle zurück. Mittlerweile war es spät geworden und wir wollten die Nacht nicht an einer unsicheren Kette verbringen.

In Capri selbst konnten zügig Taucher für den Folgetag organisiert werden, die die Kette lösten. Diesmal konnten wir die Ursache in Erfahrung bringen: Wir waren in ein (!!) nicht gekennzeichnetes Muringfeld geraten, das im Sommer für Gäste eines örtlichen Restaurants gedacht ist. Leider waren erst wenige Tage zuvor die Muringe abmontiert worden. An dieser Stelle nochmal der Verweis nach oben, der Bereich war als Ankergrund ausgewiesen.

Nachdem die Rettung der Kette organisiert worden war, machten wir uns daran, das Erlebte bei einem oder zwei Aperol Spritz zu verarbeiten. Nun brauchen wir neuen Prosecco! Nach einer Pizza mischten wir uns auf einem kleinen Spaziergang unter die „Capresen“ und fühlten uns schnell zu Hause: Kaninchenfellblouson für 14.000 €, 2L Moet von 2006 mit Preis auf Anfrage – kann man alles mal machen! Leider hatten wir unsere Crewkasse schon für die Taucher geopfert, sodass wir nicht mehr zuschlagen konnten.

Sicher ist mittlerweile dreierlei:

1. Auf Ankern haben wir irgendwie nicht mehr ganz so viel Lust.

2. Es empfiehlt sich, einen Taucher sowie eine Taucherausstattung an Bord zu haben.

3. Nichts gegen geschmiedete Ankerketten, aber Einwegankerketten sind definitiv eine Marktlücke.

Mit allen Ankern und Ketten zurück an Bord gehen wir nun lieber segeln (an unserem Schnitt von 3 sm pro Tag müssen wir arbeiten) und setzen den Kurs auf Lipari statt Stromboli. Dort gibt es einen Hafen.

Es grüßt eure Crew vom „Walross 4“ mit voller Capri-Sonne!

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