Geschrieben von am 16. Juli 2018

In Bilbao stießen Ralf, Kilian, Martin und sein Sohn Tim zu uns. Odysseus, Hannes und Dirk verabschiedeten sich. Die Zeit im Hafen wurde genutzt, um das Schiff standesgemäß aufzuklaren und zu putzen. Den Abend ließen wir bei einem hervorragenden Abendessen in einem Fischrestaurant am Hafen ausklingen.

Am nächsten Morgen liefen wir mit etwas Verspätung aus und setzten bei achterlichen 3 Beaufort Wind die Segel. Am Nachmittag begann der Wind abzuflauen und in den kommenden 24 Stunden musste immer wieder der Motor benutzt werden. Die Crew entspannte bei Gin Tonic und kühlem San Miguel und erfreute sich an den vielen, das Boot begleitenden Delfinen. Von diesem Tag an sollte es keinen Tag mehr an der spanischen Küste geben, an dem wir keine Delfine sahen. Am Abend wurde unsere Geduld von einer stetig stärker werdenden, achterlichen frischen Brise belohnt. Mit 10-11 Knoten segelten wir durch die sternenklare Nacht in Richtung A Coruña. Im Laufe der Nacht erreichte der Wind Geschwindigkeit von bis zu 30 Knoten, weshalb wir den Code One bargen und die Fahrt lediglich mit gerefftem Großsegel fortsetzten. In A Coruña angekommen, begaben sich Tim und Sebastian auf den Weg zum Pilgermekka Santiago de Compostella, während die restliche Crew den Einkauf erledigte, A Coruña besichtigte und die lokale Gastronomieszene genoss.

Weder die architektonische Pracht der Stadt, noch unser straffer Zeitplan waren Argumente länger in A Coruña zu bleiben. Wir beschlossen am nächsten Tag um 7:30 Uhr ohne Frühstück abzulegen, um nach deutscher Manier pünktlich zur Öffnung um 8:00 Uhr an der Tankstelle des benachbarten Hafen festzumachen und den Dieseltank aufzufüllen. Das erledigt, setzen wir bei herrlichem Wetter unsere Segel. Auf einem Halbwindkurs bei 4 Beaufort Wind ließ sich die wunderschöne Küste Nordspaniens und ausnahmsweise zwei andere Segelboote bewundern. Nach kurzer Zeit setzte jedoch starker Nebel ein und je näher wir Cap Finestre kamen, desto stärker wurde der Wind. Der berühmte Portugiesische Norder machte seinem Namen alle Ehre und ermöglichte uns bei 6-7 Beaufort einen tollen Segeltag ohne weiteren Nebel. Dabei brachte Holgi am Steuer das Schiff ohne Vorsegel mit gerefftem Groß auf bis zu 13 Knoten. Obwohl er die ohne Vorsegel doch zuweilen recht hohe Luvgierigkeit bemängelte, ließ er sich trotz großer Bemühungen Bodo‘s diesen Geschwindigkeitsrekord bis zum Ende der Reise nicht mehr abnehmen. Etwas vor Zeitplan begannen wir nach Sonnenuntergang die anspruchsvolle Navigation durch die von Felsen und Inseln gespickte 37km lange Ria de Arosa und legten am frühen Morgen im Hafen der Kleinstadt Villagarcia an.

Nach dem Erkunden der Stadt am nächsten Tag wurde die Crew von Schiffer Kutte zum Käptn‘s Lunch im Yachthafen eingeladen. Neben dem Genuss des leckeren Fisches und der riesigen Mießmuscheln – ganz nebenbei, die Ria de Arosa produziert die meisten Mießmuscheln der Welt – wurde dort besprochen, ob und wann man bei angesagten 7 Windstärken auslaufen solle. Insbesondere die Aussicht, die Ria wenigstens einmal bei Tageslicht sehen zu können und die für den nächsten Tag angesagte Flaute, führte zu einem einstimmigen Entschluss. Nach kurzem Mittagsschlaf und Anschlagen von Stagfock und G4 liefen wir noch am Abend aus. Die Entscheidung lohnte sich. Nach einem hervorragenden, von Ralle geführtem Ableger bestaunten wir die fantastische Landschaft der Ria und die prachtvollen Felsen vor der Küste. Schnegge stellte treffend fest: „Herrliches Segeln die Landschaft und Tierwelt so schön wie im Nordmeer und das Alles ohne Frieren!“. Der Wind erreichte wie vorhergesagt 7 Beaufort und die hohen Wellen und der sehr tiefe Kurs machten das Steuern nicht einfacher. Mit dem zweiten Reff gesteckt und der gesetzten Stagfock gaben abwechselnd Holgi, Bodo und Ralle am Steuer ihr Bestes, um der restlichen Crew eine möglichst komfortable Reise zu ermöglichen. Das gelang Ihnen sehr gut – auch wenn Schnegge gelegentlich darüber fluchte, 25 Eimer Wasser abbekommen zu haben. Aber auch für alle Anderen kam das Abenteuer nicht zu kurz. Kurz nachdem Ralle über eine knapp verfehlte, unbeleuchtete Fischerboje fluchte, ließ das kurz darauf ertönende Geklopfe am Unterschiff und das Erscheinen des etwas irritiert schauenden Schiffers im Niedergang keine andere Schlussfolgerung zu, als dass wir die Boje eingefangen hatten. Nachdem alle andere Möglichkeiten ausgelotet waren, beschloss die Schiffsführung ein Wendemanöver zu fahren, um den ungebetenen Passagier loszuwerden. Bei finsterer Nacht und immer noch 25-30 Knote Wind, gelang die Drehung durch den Wind zwar nicht auf Anhieb, aber die Boje wurde abgeschüttelt, was den Schiffer wieder schlafen ließ und auch dem Rest der Crew eine Menge ersparte.

Um 5 Uhr morgens liefen wir in den Hafen von Viana do Castelo ein, um Holgi und seinen Sohn Tim abzusetzen. Zur Freude aller war der Hafen komplett voll und uns blieb nichts anderes übrig, als fünf Stunden lang Kringel im Hafen zu drehen bis sich eine temporäre Anlegemöglichkeit ergab. Mit zwei Crewmiglieder weniger legten wir jedoch sofort wieder ab, um der angesagten Flaute am nächsten Tag zu entgehen und um die letzten 40sm der insgesamt 850sm nach Porto zurückzulegen. Während Einige ihr Schlafdefizit der ungeplant langen Nacht ausglichen, genossen die Anderen den letzten Tag komodes Segeln bei Sonnenschein und 15 Knoten achterlichem Wind. Dabei wurde unsere Konzentration durch immer wieder plötzlich auftauchende Fischerbojen geprüft. Kurz vor Porto manövrierten wir schließlich durch ein dichtes Bojenfeld bei erheblichem Verkehr. Mit einem sehr gelungenen Anleger und einem tollen Tag in Porto inklusive Abenteuerwanderung ging eine sehr schöne und abwechslungsreiche Seereise zu Ende.

Schöne Seereise ex.

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