Geschrieben von am 8. Juli 2018

Eine neue Crew ist an Bord von Walross 4: Unsere Protagonisten sind Cutte, Odysseus, Schnegge, dessen Schwager Bodo, Hannes, Dirk, Sebastian und Tim. Am ersten Tag liefen wir planmäßig aus und machten, der Geschichte in Lorient auf der Spur, einen Abstecher zu einer alten deutschen U-Boot-Bunkeranlage. In den gut erhaltenen Anlagen fanden wir zwar keine U-Boote, aber konnten uns angesichts der bis zu 7,5 m dicken Betondecke vorstellen, warum die Amerikaner im 2. Weltkrieg Schwierigkeiten mit der Zerstörung dieser massiven Anlage hatten.

Erste Manöver unter Motor wurden auf dem Weg zur Tankstelle durch den Segelhafen in Lorient geübt. Nachdem wir bereits zum vierten Mal an einer Gruppe auf ihrem Segelboot frühstückender, aber uns aufmerksam beobachtender, älterer Franzosen vorbei gekommen waren, kam uns der Gedanke, dass sie über unsere Entscheidungsfähigkeit vermutlich das gleiche denken mussten, wie über unsere Fußballnationalmannschaft, welche in drei WM-Spielen gerade mal halb so viele Tore geschossen hatten, wie die Tricolore am Abend zuvor.
Mit vollem Dieseltank und begleitet von der rauchigen Stimme einer französischen Funkerin und mehreren kleinen Gewitterzellen ließen wir die französische Küste hinter uns und begannen mit Whiskey, Gin Tonic und einer wilden Auswahl an belgischem, englischem und deutschem Bier die ersten Nachtwachen. Odis Laune stieg zudem erheblich, als endlich der Navtex entzifferbare Buchstabenkombinationen anzeigte und wir zwar nicht über das Wetter, aber dafür genauestens darüber informiert wurden, wann im benachbarten militärischen Schießgebiet das Mittagessen aufgetischt wird. Obwohl sich Hannes dafür einsetzte, dass echte Segler auch bei nur 3 Knoten Fahrt durchs Wasser segeln sollten, entschied sich Cutte in der Nacht dazu, den neuen Keilriemen im 10-Stunden-Dauerbetrieb zu testen.

Am zweiten Tag konnten wir uns dann besinnen, warum sich diese unterschiedliche Truppe zusammen gefunden hatte. Bei bis zu 15 Knoten achterlichen Winden füllten sich die Segel und die Stimmung stieg. Insbesondere Schnegge fühlte sich, als hätte er erst gestern das letzte Mal Fuß auf Walross 3 gesetzt, und bestimmte die Wellenlänge der stetig heran rollenden Atlantikdünung gekonnt auf etwa 100 Meter mit leichter Windsee on top. Bodo gab Geschichten von gebrochenen Masten aus alten Tagen zum Besten und andere besangen sowohl das leichte Seemannsleben als auch später die schöne Carmen aus Hondarribia, welche es Odi besonders angetan hatte. Der Wind flaute jedoch leider schnell wieder ab und die Anzahl der Motorstunden bis zum ersten Hafen Hondarribia stieg auf 17. Dafür konnten wir uns während der Biskayaüberquerung anderen Hobbies widmen: Schnegge’s Leidenschaft für Möwen, Delphine gucken und Hobbyastronomie mit Hannes bei perfekter Sicht auf die Milchstrasse.

Im ersten Hafen Hondarribia angekommen, konnte selbst Odi das Anlegemanöver nur wenig kritisieren, was sogleich bei dem auf allen Seereisen sehr beliebten Coq au Vin gefeiert wurde. Auch Cutte, der vorher beim fachmännischen Flambieren mit Cognac Sorgen um die Holzauskleidung im Boot hatte, schmeckte es hervorragend. Während der folgenden Tage an Land stellten wir bei vielen Portionen „Pinchos“ und Bier fest, dass das Baskenland mit seinen rauen Küsten, der saftig grünen Berglandschaft und der wunderschönen Stadt San Sebastian ein tolles Ausflugsziel ist.

Der letzte Abend in Hondarribia wurde von unerwartetem Besuch geprägt. Ein Team spanischer Zollbeamten nahm ihren Beruf sehr ernst und ließ uns freundlich aber bestimmt wissen, dass es für uns teuer werden könne am nächsten Tag auszulaufen, da die Bestätigung unserer Haftpflichtversicherung genau dann ablaufen würde. Mehrere Anrufe bei der 24-Notfallhotline des ASVs und die darauf folgende Hilfe ermöglichten jedoch eine schnelle Lösung des Problems und wir konnten am nächsten Morgen pünktlich ablegen.

Am Donnerstag kamen endlich auch die Freunde des „richtigen“ Segelns auf ihre Kosten. Mit der Weisheit von Odi im Hinterkopf, dass Boote immer härter, aber Segler in den letzten 60 Jahren immer weicher geworden seien, setzen wir Kurs auf Bilbao, bei zu Beginn 20 Knoten Wind gegenan. Nachdem wir das erste Reff gesteckt hatten, tauchte die Bucht von San Sebastian am Horizont auf und wir freuten uns San Sebastian wenigstens aus der Ferne unsere Segel zeigen zu können. An diesem Tag machte Tim noch Bekanntschaft mit dem „Fahrstuhl“ des Vorschiffs. Bei drei Meter Welle, einem sehr bockigen Schäkel und stetig auffrischendem Wind wurde auch die Durchhaltefähigkeit der restlichen Crew geprüft als von der G3 auf die kleinere G4 gewechselt wurde. Nachdem die G4 gesetzt war, konnten wir uns beim fleißigen Ein- und Ausreffen, Lenzen der Bilgen und einer leckeren Linsensuppe aus der Dose wieder etwas entspannen. Mitten in der Nacht liefen wir dann erschöpft, aber erleichtert in den von industriellem Charme geprägten Hafen von Bilbao ein, um dort einen Teil der Crew zu verabschieden und einen anderen willkommen zu heißen.

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