... "Vauban locks operate again at 0120". So sachlich begrüßt uns Saint Malo Port Control nach unserem Anruf auf UKW Kanal 12 um 1900 (es ist immer noch Freitag, 22.06.) als wir vor der Schleuse um Einlass bitten. Haben wir uns etwa verrechnet? Die Schleuse sollte doch noch fast ne Stunde in Betrieb sein. Nein, es war kein Rechenfehler. Wir haben lediglich übersehen, dass das Hochwasser für Saint Malo im Reeds in Lokalzeit statt UT angeben ist. Der kleine Zusatz in der Überschrift war offenbar zu klein. Aber wir lassen uns die Laune nicht verderben, binden unser Schiff an zwei Moorings fest und suchen nach Essbarem. Davon haben wir zum Glück reichlich an Bord.
Manche gehen an diesem Tag dreimal schlafen. Das letzte Mal die gesamte Crew gegen halb drei morgens. Wir haben tatsächlich die erste Schleuse um 0120 genommen. Nicht ganz ohne Hindernisse. Gerade als wir reinfahren wollen, werden wir aufgefordert, Horatio Hornblower den Vortritt zu gewähren. Tatsächlich taucht aus dem Dunkel der Nacht die HMS Indefatigable auf.
Die englische Fregatte verrät an ihrem Heck mit der Aufschrift "Étoile du Roy", dass sie wohl zwischenzeitlich den Franzosen in die Hände gefallen ist. Das Heck verrät aber leider auch die eingezogene Innovation in Form eines stinkenden Diesels. Jedenfalls schleusen wir zusammen mit der Étoile ins Bassin Vauban. Dort binden wir uns gleich am ersten Steg an der Außenseite des Port Vauban fest. Nightcap! Statt Bett kommt die nächste Beschäftigung. Eine österreichische Crew hat mit ihrer Beneteau 42 offenbar die nächste Schleuse genommen und will längsseits gehen. Ein kurzer Schnack, danach aber ab in die Koje. Schließlich wollen wir ja später Saint Malo erkunden.
Samstag, 23.06.2018
Der Tag des "Endspiels" für Die Mannschaft? Wir haben jedenfalls klare Anweisung von Henrik, der uns zusammen mit Tobias und Fabienne am Abend verstärken wird, eine Kneipe mit Fernseher zu finden und ausreichend Plätze zu reservieren.
Zuvor ziehen wir mit unzähligen Touristen (nun gut, wir sind ja auch welche) durch Intra Muros, dem eingemauerten Teil Saint Malos. Deja Vue für die Berliner. Nun ja, auf der anderen Seite ein Wimmelbild unzähliger Strandaktivitäten. Eine tolle Kulisse und großartige Stimmung. Ok, im Inneren der Altstadt ist es deutlich zu touristisch. Wir suchen trotzdem ein Restaurant für eine ordentliche Portion Moules Frites, dazu lecker Weißwein.
Später eine kurze Pause an Bord. Wasser bunkern, Deck, Cockpit und Außenhaut waschen. Und der Versuch, Gas zu bekommen - hier bleibt es leider beim Versuch. Also zurück in die Altstadt und den Pub, in dem wir für das besagte Fußballspiel reserviert haben.
Fabienne, Tobias und Henrik schaffen es erst zur 25. Minute. Aber bis dahin war die (Fußball-)Welt noch in Ordnung. Nicht nur unsere Nerven werden einer gehörigen Portion Stresstest unterzogen, bis Toni Kroos in Minute 90+5 endlich ein Nachsehen mit der Republik hat. Die Gallettes auf dem Rückweg zum Schiff, teils in dreifacher Ausfertigung für die junge Verstärkung, schmecken jetzt natürlich nochmal so gut.
Wir sind kurzfristig zu zehnt und füllen das Schiff nun vollständig. Das wird sich morgen früh (leider) wieder ändern.
Sonntag, 24.06.2018
Der Wecker klingelt um sechs, denn wir wollen um 0657 die letzte Schleusung erwischen. Diesmal klappt das auch. Genauso tadellos wie Steffis erste Ablege-, Schleusen- und Anlegemanöver als neue Wachführerin, nachdem uns Bernd (wie zuvor geschrieben) leider verlassen musste. Hinter der Schleuse binden wir uns nochmal für drei Stunden an die Mooring. Frühstück und (Sicherheits-)Einweisung für die drei Neuen und weitgehend Unbefahrenen brauchen ihre Zeit.
Nun sind wir:
Stb-Wache: Odi, Michi, Tobias und Henrik
Bb-Wache: Steffi (löst Bernd als Wachführer ab), Hannes, Thomas und Fabienne.
Reiseleitung ist weiterhin Olivetti
So geht es um 1000 auf Richtung Lézardrieux, unserem angestrebten nächsten Ziel auf dem Weg nach Westen. Mit viel Schule in Sachen Steuern und Navigation für Henrik, Tobias und Fabienne durch den Steuermann. Der Code One sieht das erste Mal auf dieser Reise die Sonne...
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