Geschrieben von am 23. Mai 2018

Nach langer Abstinenz ging mein Trimmabenteuer auf unserem größten Schiff, der Prosit IV, nun in die zweite Runde und endet in diesem Jahr hoffentlich mit einem positiven Abschluss (dem ASV-internen Titel des Schiffers und somit der Führungsberechtigung für Prosit IV). Schon während eines „Schnuppersegelns“ und auf dem Bootsmannswochende konnte ich ein wenig das Gefühl für das Schiff wieder finden. Prosit IV verhält sich eben doch anders als eine Gleitjolle.

Aber nun zur Regatta: Bereits vor mehreren Wochen wurde ich gefragt, ob ich nicht Steuern möchte (natürlich zu Ausbildungszwecken). Wohl wissend, dass ich dafür nicht die Verantwortung übernehmen muss und unter der Annahme, dass immer ein paar Personen beratend um mich herumwuseln würden, sagte ich freudig zu. Der Schiffer suchte die erfahrenen Crewmitglieder, ich konnte Abenteuerlustige beisteuern. In Summe bildeten wir ein gutes Team – wir waren immerhin 13 Menschen an Bord.

Am Pfingstsonntag segelte sich zumindest ein Teil der Regattacrew ein wenig warm. So wussten sie am Montag von Anfang an, was ich mit meinen Kommandos von ihnen wollte. Nach einem wieder einmal sehr gelungenen Stiftungsfestball auf unserem Grundstück am Sonntagabend standen wir fast pünktlich ab 07:45 Uhr bereit um Prosit IV aufzutakeln. Um Zeit zu sparen hatten wir zwar am Abend vorher nicht alle Segel abgeschlagen, es blieb jedoch trotzdem genug zu tun, sodass wir eine Stunde später von der Boje gingen. Aber immerhin waren wir vor dem Startschiff unterwegs. Die Zeit nutzten wir für letzte Übungsschläge, dem Einstudieren der Zeichensprache zwischen Vorschiff und Crew bzw. mir. Dies stellte sich später als entscheidend heraus. Ich konnte nämlich leider meine Sonnenbrille mit Stärke nicht finden und hatte daher Mühe die Telltails eindeutig zu interpretieren. Vor allem nutzten meine „Steuerberater“ die Vorstartphase natürlich um sich mit den Windverhältnissen vertraut zu machen und daraus eine Starttaktik abzuleiten.

Mit dem Startsignal und mit Geschwindigkeit auf der Startlinie fuhren wir bei einem leichten Reachkurs und sonnigen 2-3 Bft. dem großen Teil des Feldes in Richtung Jungfernsee davon. Auf der Großen Breite konnten wir dann endlich unsere letztjährigen Errungenschaften, einen neuen Gennaker und ein neues Besanstagsegel auspacken. Ein großartiges Gefühl, wenn sich hunderte Quadratmeter Segelfläche quasi auf einmal mit Wind füllen und 18 Tonnen Schiff beschleunigen. Da sich das Schiff in diesem Zustand gut steuern lies, riskierte ich einen kurzen Blick zurück. Uns folgte ein Pulk von etlichen Schiffen unter bunten Tüchern – dieses Bild... einfach unbezahlbar!

Nachdem wir die Pfaueninsel passiert hatten, segelten wir unter Genua weiter. Den Gennaker setzten wir dann vor der Enge, die unmittelbar vor dem Jungfernsee liegt (bei Sacrow) noch einmal kurz. Hier möchte ich einen mir Unbekannten zitieren: „Diesen Spi birgt nur noch Gott!“. In unserem Fall stimmte das zum Glück nicht. Auf dem Vorschiff musst jedoch ganz schön gekämpft werden um das Segel bei Halbwind unter Deck zu bekommen.

Nach der Tonnenrundung vor der Glienicker Brücke mussten wir uns an die erste Kreuz der Wettfahrt gewöhnen. Diese Gewöhnung lief leider alles andere als reibungslos. Es zeigte sich, dass auf dem Vorschiff „Pullis gestrickt“ worden waren. Dies wiederum entzog mir zwei meiner „Steuerberater“, was mich zu einer eigenmächtigen Wende verleitete. Ich wollte einen Winddreher ausfahren, das macht man ja so auf Regatten... naja, aber am besten nicht mit diesem langen und schweren Schiff, in einer Gegend in der das nächste windstörende Ufer maximal 100 Meter entfernt liegt. Die Wende steuerte ich unsauber, wobei ich nicht die richtige Idee hatte, wie ich das Drehen beschleunigen sollte. Dafür drehte der Wind zurück und das Schiff stand auf Steuerbordbug ohne Fahrt quer vor den aufkommenden Regattateilnehmenden. Meiner Beratung wurde von diesem Moment an ein wenig mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Die Wenden wurden sauberer, sodass wir am Ende der Kreuz nicht allzu viel auf die anderen Schiffe verloren hatten. Diesen Verlust konnten wir dann ab der Pfaueninsel unter Genua Stück für Stück wieder gut machen.

So hieß es dann auf der Siegerehrung: „Das Schiff auf dem ersten Platz ist ohne Segelnummer gestartet – Es ist ... ‚Prosit IV‘ mit dem Schiffer Norman Gruchow!“ Wir hatten zwar ein gutes Gefühl (schließlich gab es nur eine recht kurze zu kreuzende Strecke), konnten das Endergebnis aber dennoch kaum glauben.

Mich holte nach dem schönen (und langen) Abend vorher und dem erlebnisreichen Regattatag endgültig die Müdigkeit ein, sodass ich mich recht schnell im Bett wiederfand. Ein Bootsmannsanwärter beendete allerdings an diesem Tag noch seine Prüfung erfolgreich. Seine Strickfähigkeiten auf dem Vorschiff hatte er bereits zu Genüge während der Wettfahrt unter Beweis gestellt.

Ich verbleibe mit einem Dank an das „Kaiserwetter“, an unseren Schiffer für die Möglichkeit des Rudergehens und natürlich all den anderen Stress den er sich (mal wieder) mit so etwas aufgebürdet hat. Wir als Crew danken den Mitgliedern der Wettfahrtleitung für den reibungslosen Regattaablauf.

Schöner Max-Oertz-Preis ex!
Richard

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